Die Grabschande von Reichenbach: Dutzende Urnen achtlos auf einen Haufen geworfen
Reichenbach/Vogtland - Auf dem Hauptfriedhof einmal falsch abgebogen, plötzlich steht unsere TAG24-Leserin (46, will anonym bleiben) vor einer Horrorfilm-Kulisse. Ausgeschüttete Urnen, offene Särge und Gebeine - alles auf einem Schutthaufen zusammengekehrt! Sie macht Fotos, zeigt sie unserer Redaktion. Die Friedhofsverwaltung spielt die Grabschande von Reichenbach (Vogtlandkreis) herunter.
Auf den ersten Blick lädt die parkähnliche Ruhestätte mit großen, alten Bäumen und attraktiver Trauerhalle im Bauhausstil zum Verweilen ein.
Rechts des Haupteingangs befindet sich ein Umschlagplatz für Gärtner-Arbeiten. Dort landen Verschnitt, Abfälle - aber auch Totenladen. Die Verwaltung nennt das "Zwischenlager" für etwa Urnen oder Särge, "die einer Umgestaltung bzw. Neubelegung zugeführt werden".
Dabei prüfe man genau, wann die Mindestruhe-Fristen ablaufen: "Damit ist eine Störung der Totenruhe im Sinne des § 168 Strafgesetzbuch nicht gegeben." Nach Abschluss der Arbeiten werde dann "in größeren Zeitabständen die fachgerechte Entsorgung der Särge und Urnenkapseln" durchgeführt.
Landtagsabgeordneter Stephan Hösl (57, CDU) aus Reichenbach betreibt auf diesem Friedhof selbst privat Grabpflege und reagierte auf die Fotos schockiert: "Selbst wenn die dort zu sehenden Urnen, Särge und Gebeine viele Jahre oder gar Jahrzehnte alt sein mögen, eine solch würdelose Lagerung widerspricht jeglichem menschlichen Anstand. Ich halte es für absolut unerlässlich, auch nach dem Ende der Mindestruhe-Frist und bei Neubelegung von Grabstätten mit eventuell aufgefundenen Überresten von Särgen, Urnen oder Gebeinen in höchstem Maße sensibel und pietätvoll umzugehen."
Mittlerweile hat der Friedhof einen Bauzaun vor dem Umschlagplatz aufbauen lassen: "Betreten verboten". Ob es damit getan ist, bleibt abzuwarten. TAG24 bleibt für Euch dran.
Titelfoto: privat