Nach zwei Dürre-Sommern: Sachsens Keltereien setzten auf zweites Standbein
Enttäuschte Hoffnungen: 2020 wurden in Deutschland nach Angaben des Verbands der deutschen Fruchtsaft-Industrie 400.000 Liter Apfelsaft gekeltert. Nicht schlecht, aber die Ernteerwartungen waren im Sommer noch wesentlich höher gewesen.
Anhaltende Trockenheit durchkreuzte die Erwartungen. In den vergangenen Jahren kein Einzelfall: weniger Äpfel - weniger Saft. Der war bei Tobias Stange (44) 2019 bereits im Februar aus.
"Damals hatten wir nur etwa ein Viertel der sonstigen Mengen", sagt Stange, der in Nossen die Kelterei Gohla betreibt und in Dresden die Läden der "Marktschwärmer" beliefert.
Was macht eine Kelterei, wenn es nicht mehr genug Obst gibt? Sie schließt! Nach einem Bericht der "Sächsischen Zeitung" taten dies die Kelterei Schmieder (Lichtenberg) bereits 2016 und in diesem Jahr die Kelterei Dressler (Denkwitz), beide aus dem Landkreis Bautzen.
Jahr wird vermutlich durchschnittlich
Aber: "Trockenheit und Frühfröste treten sehr unterschiedlich auf", sagt der Vorsitzende des Fruchtsaftverbands Sachsen, Mathias Mehlhorn (62).
Auch seiner Kelterei in Langenbernsdorf bei Zwickau macht der Klimawandel zu schaffen. Klagen will er aber nicht.
"Viele Keltereien haben sich in den letzten Jahren mit Hofläden ein zweites Standbein aufgebaut", so Mehlhorn. In seinem Hofladen bietet er neben sortenreinen Apfelsäften auch Kaffee aus regionalen Röstereien, Dillessig oder Bärlauchöl benachbarter Anbieter an.
Ähnlich geht es Gunter Mitschke (69). Sein Familienbetrieb in Ebersbach (Landkreis Görlitz) existiert seit den 30er-Jahren. "Mit schwankenden Erträgen hadern wir, seitdem es uns gibt." Und wie sind die Erwartungen für dieses Jahr? Im Juli wird die sogenannte "Kelterapfelbehangdichtenschätzung" durchgeführt.
"Danach wissen wir mehr", sagt Mitschke - und mit einem Blick auf die beiden Apfelbäume in seinem Hof: "Vermutlich wird es ein durchschnittliches, ein normales Jahr."
Titelfoto: Uwe Meinhold