Nach Umfrage-Schock: So reagiert Sachsen auf AfD-Hoch
Dresden - Politiker und Politikwissenschaftler in Sachsen reagieren unterschiedlich auf das Abschneiden der Parteien in der aktuellen INSA-Wahlumfrage. Nur eines scheint klar: Die nächste Regierungsbildung wird nicht einfach.
Der Dresdner Politikwissenschaftler Hans Vorländer (68) hält die Umfrage zur Landtagswahl in Sachsen für eine Momentaufnahme - mehr nicht.
Zustimmung kommt von der Linken-Vorsitzenden, Susanne Schaper (45): "Umfragen ein Jahr vor der Wahl haben für die 'Vorhersage' des Wahlergebnisses so viel Aussagekraft wie die Lottozahlen vom vergangenen Mittwoch für Samstag: keine."
Beispiel: Bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2021 lag die AfD laut INSA vor der CDU, am Ende hatte Reiner Haseloff (69, CDU) die Nase vorn.
Bei der aktuellen Umfrage kam die AfD auf 35 Prozent, dahinter liegen CDU (29 Prozent), Linke (9), SPD (7), Grüne (6) und FDP (5).
Damit hätte die aktuelle Koalition aus CDU, Grünen und SPD keine Mehrheit.
Ampel-Parteien in der Kritik: Steht die Regierbarkeit des Freistaats auf dem Spiel?
Für den Generalsekretär der sächsischen CDU, Alexander Dierks (35) spiegeln die Ergebnisse vor allem die Bundespolitik wider. "Die Ampel-Regierung stärkt mit ihrer Politik die politischen Ränder."
Ähnlich äußerte sich der Leipziger Politikwissenschaftler Hendrik Träger (42): "Wenn die Bundesregierung als negativ wahrgenommen wird, ist das alles umsonst." Wegen der relativen Schwäche von SPD, Grünen und FDP werde die Regierungsbildung in den ostdeutschen Ländern künftig immer schwieriger.
Abgesehen von der AfD kam auch Regierungs-Chef Michael Kretschmer (48, CDU) bei der Umfrage gut weg. 51 Prozent sind mit seiner Arbeit zufrieden, 13 Prozent sogar sehr zufrieden.
Demgegenüber findet die Grünen-Co-Landes-Chefin Marie Müser (25), Kretschmer setze mit seinen ewigen Seitenhieben gegen Ampel und Grüne die Regierbarkeit des Freistaats durch demokratische Parteien aufs Spiel.
"Sachsen braucht eine verantwortungsvolle Politik und pragmatische Entscheidungen, keine Kulturkämpfe", sagte sie.
Titelfoto: Bildmontage: dpa/Sebastian Willnow, dpa/Robert Michael, Eric Münch, INSA