Nach tödlichem Badeunfall in Dresden: Wieder droht eine Saison mit viel zu vielen Badetoten
Dresden - Die Badesaison hat gerade erst begonnen, schon gibt es die ersten Toten zu beklagen. Jahr für Jahr stellen leichtsinnige Badegäste die Rettungsschwimmer vor große Herausforderungen. Allein am vergangenen Pfingstwochenende sind in Sachsen drei Männer beim Schwimmen im See ums Leben gekommen. Wie kann es immer wieder zu tödlichen Unfällen kommen und was kann man tun, um nicht Teil der traurigen Statistik zu werden?
Rückblick auf ein tragisches Pfingstwochenende: In Schneeberg wurde am Freitag (3. Juni) ein 71-Jähriger leblos aus dem Wasser gezogen. Am darauffolgenden Montag (6. Juni) ertrank ein 22-jähriger Mann im Berzdorfer See.
Und in der Kiesgrube Leuben in Dresden fanden Taucher nach stundenlanger Suche die Leiche eines 41-Jährigen. Das macht klar: Der Badespaß an unbewachten Gewässern ist und bleibt gefährlich.
"In der Regel ertrinken knapp 90 Prozent in Bächen, Teichen, Flüssen, Gräben und Seen", sagt Sebastian Knabe (30), Landesgeschäftsführer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Sachsen (DLRG). "Die Binnengewässer sind halt keine Frei- oder Hallenbäder. Diesen Fakt sollte sich jeder Laie bewusst machen."
Die Gefahren lauern vor allem in tiefen Seen, Tümpeln und Teichen. Neben den verschiedenen Temperaturschichten können Unrat durch Verschmutzung oder pflanzlicher Wildwuchs gefährlich werden. Sebastian Knabe warnt außerdem vor Strudeln, Walzen oder Unterströmungen in Flüssen. "Ich rate grundsätzlich davon ab, die kühle Erholung und den nassen Badespaß in Fließgewässern zu genießen."
Flüsse seien schließlich auch Wasserschifffahrtsstraßen. "Und spätestens dann muss man sich die Frage stellen: Würde ich Erholung und Spaß auf einer Straße suchen?"
So tödlich sind sächsische Gewässer
Immer wieder kommt es zu tödlichen Unglücken in Kies- und Baggerseen. An sonnigen Tagen tummeln sich zum Beispiel dutzende Wasserratten an der Grube in Ottendorf-Okrilla bei Dresden - an einem aktiven Kieswerk.
Die für die Kiesproduktion genutzten Unterflurabzüge können zur tödlichen Falle werden. Sie ziehen Sand nach unten - und im schlimmsten Falle auch den ahnungslosen Schwimmer.
In Sachsen sind im vergangenen Jahr 23 Menschen ertrunken, davon elf in Seen und acht in Flüssen. Bis auf eine Person handelte es sich dabei ausschließlich um Männer.
Die DLRG sorgt an 32 festen Standorte für die Sicherheit der Badegäste, beispielsweise am Markleeberger See bei Leipzig, an der Blauen Lagune bei Görlitz oder am Olbersdorfer See bei Zittau.
"Momentan sind etwa 800 bis 900 Rettungsschwimmer im Einsatz. Um eine adäquate Besicherung zu gewährleisten, bräuchte es doppelt so viele", sagt Sebastian Knabe.
"Die meisten Unfälle passieren durch Fehleinschätzungen der eigenen Fitness"
Damit es erst gar nicht zu Unglücken kommt, sollten sich Schwimmer immer und immer wieder die Verhaltensregeln ins Gedächtnis rufen. "Die meisten Unfälle passieren durch Fehleinschätzungen der eigenen Fitness", weiß Rettungsschwimmer Christoph Halle.
Der 36-Jährige ist Fachangesteller im Albert-Schwarz-Bad in Heidenau und weiß, worauf es ankommt. Grundlegend gilt: Fünf Kilometer Joggen ist etwas anderes als fünf Kilometer Schwimmen. Man kann so fit sein, wie man möchte - Kreislaufkollaps, Erschöpfung und Muskelkrämpfe können jeden treffen.
Christoph Halle warnt zudem vor Strömungen in Naturgewässern. "Manche Menschen neigen zu Panik, wenn etwa Fische oder Schlingpflanzen ihren Fuß berühren. Sollte man sich in den Pflanzen verheddern, heißt es Ruhe bewahren."
Das gilt übrigens für jede Situation im Wasser. "Erst einmal durchatmen, schauen, wo das Problem liegt - und im äußersten Falle auf sich aufmerksam machen."
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