Nach dem Aus der Schuldenbremse: Sachsens Finanzchef Piwarz warnt eigene Regierung vor Selbstbedienung

Dresden - Nach dem umstrittenen Aus der Schuldenbremse warnt Sachsens Finanzminister Christian Piwarz (49, CDU) vor hemmungsloser Verschuldung und einer Selbstbedienungsmentalität der Exekutive. Bestehende Probleme mit immer neuem Geld zu verdecken, sei ein Irrweg.

Sachsens Finanzminister Christian Piwarz (49, CDU) warnt vor der Versuchung, Schulden zu machen.
Sachsens Finanzminister Christian Piwarz (49, CDU) warnt vor der Versuchung, Schulden zu machen.  © Thomas Türpe

Soll man der Enkelgeneration die Zinslast hoher Schulden hinterlassen oder eine kaputte Infrastruktur?

Die Frage erhitzt aktuell die Gemüter und sorgt auch bei Sachsens oberstem Kassenwart für einen harten Gewissenskonflikt. Christian Piwarz hält neue Schulden auf Länderebene nur im Zusammenhang mit konkreten Investitionen in die Infrastruktur für möglich. Alles andere sei nicht vertretbar, so Piwarz.

Auf der einen Seite gebe es einen riesigen Bedarf an Investitionen. Zum anderen bestehe aber die Gefahr, dass zusätzliches Geld doch nur wieder für Konsumtion verwendet wird. "Damit hätten wir die Probleme wieder nur in die Zukunft verlagert und eine ziemlich schwere Hypothek für nachfolgende Generationen aufgenommen“, erklärte der Minister.

Laster kracht gegen Hebebühne: Mann mit schweren Verletzungen in Klinik geflogen
Sachsen Laster kracht gegen Hebebühne: Mann mit schweren Verletzungen in Klinik geflogen

Wenn man sich auf den Weg neuer Schulden begebe, könne das nur mit einer strengen Zweckbindung für Investitionen verbunden sein. Eine Schuldenaufnahme dürfe aber auf keinen Fall zu einer Selbstbedienungsmentalität führen, warnt Piwarz.

Es sei ein Irrweg, bestehende Probleme mit immer neuem Geld zu verdecken.

Sinnbild für staatliche Verschwendungssucht: der „Palazzo Prozzo“, Sitz der Sächsischen Aufbaubank in Leipzig, hat 165 Millionen Euro verschlungen. Das Aus der Schuldenbremse steigert die Gefahr weiterer Ausgaben-Exzesse.
Sinnbild für staatliche Verschwendungssucht: der „Palazzo Prozzo“, Sitz der Sächsischen Aufbaubank in Leipzig, hat 165 Millionen Euro verschlungen. Das Aus der Schuldenbremse steigert die Gefahr weiterer Ausgaben-Exzesse.  © Ralf Seegers
Die gesperrte Elbbrücke in Bad Schandau steht für den Verfall der Infrastruktur in Sachsen. Hier sind Investitionen dringend nötig
Die gesperrte Elbbrücke in Bad Schandau steht für den Verfall der Infrastruktur in Sachsen. Hier sind Investitionen dringend nötig  © Eric Münch
Marode Schulklos - auch hier braucht es zusätzliches Geld, um den Sanierungsstau aufzuheben.
Marode Schulklos - auch hier braucht es zusätzliches Geld, um den Sanierungsstau aufzuheben.  © IMAGO/Funke Foto Services

Sachsen galt bisher bei der Finanzpolitik als vorbildlich

Sonderschulden: Nach den Beschlüssen von Bundestag und Bundesrat können auch die Länder künftig zusammen Schulden in Höhe von 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufnehmen können.
Sonderschulden: Nach den Beschlüssen von Bundestag und Bundesrat können auch die Länder künftig zusammen Schulden in Höhe von 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufnehmen können.  © IMAGO/Wolfilser

Nach dem jüngst von Bundestag und Bundesrat beschlossenen Aus der Schuldenbremse profitieren auch die Länder, indem sie künftig zusammen Schulden in Höhe von 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufnehmen können.

Bisher gilt für die Länder eine Schuldengrenze von null. Sachsen galt bisher in puncto Finanzpolitik als vorbildlich. Seit 2006 hatte der Freistaat keine neuen Schulden mehr gemacht, Kredite getilgt und sich eine besonders strenge Schuldenbremse verordnet.

Erst die Corona-Zeit machte dieser Strategie einen Strich durch die Rechnung. 2020 nahm Sachsen wieder Schulden auf, um die Folgen der Pandemie zu bewältigen.

Titelfoto: Montage: Thomas Türpe, IMAGO/Wolfilser

Mehr zum Thema Sachsen: