Nach 124 Jahren: Letzte Menschel-Limo in Hainewalde abgefüllt
Zittau - Die "Limonadenquelle" in Hainewalde ist versiegt. Nach 124 Jahren stellte am Dienstag die bekannte Oberlausitzer Firma Menschel ihre Produktion am angestammten Unternehmenssitz ein.
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge beobachtete die zwölfköpfige Belegschaft des Familienbetriebs die Abfüllung der letzten Limo-Flaschen.
"Eine Ära geht zu Ende", sagt Peter Zabel (58), während er letzte Handgriffe an der Abfüllanlage tätigt. Wehmut liegt in seiner Stimme.
Er erzählt: "Meine Mutter war eine geborene Menschel. 1986 habe ich hier im Betrieb angefangen. 1992 übernahm ich dann die Geschäfte von meinen Eltern."
Zabel stellte sich damals hoffnungsvoll der Herausforderung: Zu DDR-Zeiten war Menschel-Limo heiß begehrt. Fans der Marke nannten deren rosarote Himbeerbrause liebevoll-ironisch "Leninschweiß".
Nach dem Fall der Mauer rutschte der Absatz jedoch in den Keller. "Die Leute wollten damals lieber Cola und Softdrinks aus dem Westen trinken als Limo aus der Oberlausitz."
Tschüss Hainewalde - Hallo Großschönau
Diese Durststrecke überstand Zabel tugendhaft. Die Erweiterung der Produktion auf Fassbrause verhalf dem Unternehmen zu Beginn des Jahrtausends zum Comeback, als Retro-Limo plötzlich hip wurde. Heute füllt Menschel 16 verschiedene Limonaden in Flaschen (0,33 l/0,5 l) und Fässer ab.
Die beliebtesten Geschmacksrichtungen heißen Himbeer, Waldmeister und Gurke-Zitrone. 2021 betrug der Jahres-Ausstoß der "Limonadenquelle" beachtliche 10.000 Hektoliter.
"Seit etwa sechs Jahren gehen wir mit der Idee schwanger, zu wachsen. Denn wir können längst nicht mehr alle Kundenwünsche erfüllen", berichtet Menschel-Geschäftsführer Stefan Kubitz (48). Der Abschied aus Hainewalde und der Umzug nach Großschönau eröffnet ein neues Kapitel der Firmengeschichte.
In der neuen Betriebsstätte modernisiert und vervierfacht Menschel seine Produktionskapazitäten. Sogar ein 2-Schicht-Betrieb wäre dort möglich.
Stefan Kubitz: "Aber so weit denke ich nicht. Wir wollen auch weiterhin manufakturmäßig arbeiten und eine kleine, feine Limo-Bude bleiben."
Titelfoto: Petra Hornig (2)