Umweltschützer alarmiert: Naturidyll soll Kiesabbau weichen
Ottendorf-Okrilla - Die EU-Mitgliedsstaaten müssen bis 2030 mindestens 30 Prozent ihrer bedrohten Ökosysteme auf Vordermann bringen. In Sachsen fordert ein NABU-Gutachten, die Großdittmannsdorfer Moore nördlich von Dresden erst gar nicht zu gefährden und den Kiesabbau in unmittelbarer Nähe zu stoppen. Trotz der Gefahr will sich die EU raushalten.
Der Kiesabbau im aktiven Abbaugebiet Würschnitz ("Heibo") mit 129 Hektar und im geplanten Abbaugebiet Würschnitz-West mit 135 Hektar gräbt den Mooren buchstäblich das Wasser ab, sagt Holger Oertel (46). Er ist Leiter der NABU-Fachgruppe Ornithologie Großdittmanndorf und Vorstandsmitglied des NABU-Landesverbandes.
Das Vorhaben gefährde seltene Torfmoose, Libellen- und Wasserkäferarten, aber auch ein deutschlandweit bedeutendes Vorkommen der Kreuzotter.
Demgegenüber verweist der Geschäftsführer des Kieswerks Ottendorf-Okrilla (KBO), Thomas Gruschka (58), in einer Broschüre auf die Umweltverträglichkeit des Vorhabens, betont, dass das Gebiet nur in Tranchen von maximal 10 Hektar bebaggert wird.
Er wirbt mit dem Nachhaltigkeitspreis, den das Unternehmen 2022 vom Bundesverband MIRO erhalten hat, einem Lobby-Verband der Rohstoffwirtschaft.
NABU-Sachsen moniert Kiesabbau
Die Landesdirektion Sachsen kam beim Raumordnungsverfahren 2016 zu dem Schluss: "Es muss mit erheblichen Auswirkungen auf die Natur, Tiere und Pflanzen, das Wasser, den Boden und das Klima gerechnet werden", und knüpfte den Kiesabbau an Bedingungen. KBO reagierte und überarbeitete den Betriebsplan.
Für Oertel (46) sind die Änderungen, wie die Verkleinerung der Abbaufläche um 5 Hektar, rein "kosmetischer Natur". Der NABU Sachsen hat wegen der Bedenken schon vor geraumer Zeit bei der EU geklagt.
Aber Brüssel will erst eingreifen, wenn Deutschland gegen EU-Recht verstößt. Einwendungen von Bürgern könnten jetzt schon etwas bewegen. Der Betriebsplan des Kieswerks liegt noch bis Anfang Mai in den Rathäusern aus.
Einwendungen können bis Anfang Juni eingereicht werden. Danach entscheidet das Oberbergamt über die Genehmigung.
Titelfoto: Montage: Privat, Stefan Füssel, Petra Hornig