MP Kretschmer sicher: CDU ist der große Feind der AfD
Dresden/Berlin - Hatte die CDU im Winterwahlkampf lange so etwas wie Rückenwind, hat sie seit vergangener Woche ein Glaubwürdigkeitsproblem - und steht eher mit dem Rücken zur Wand. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) ist um Schadensbegrenzung bemüht.
Im ZDF-Morgenmagazin sagte Kretschmer gestern: "Die AfD hat einen großen Feind, und das ist die CDU."
Er habe immer betont, dass er nicht mit der AfD zusammenarbeiten werde. Auf die vergangene Woche angesprochen, wich Kretschmer aus. Am Mittwoch hatte die CDU im Bundestag zwei Anträge zur Verschärfung der Migration durchgedrückt - mit den Stimmen der AfD. Am Freitag war die Partei mit dem "Zustrombegrenzungsgesetz" gescheitert - trotz Zustimmung der AfD.
Wie groß die Falle ist, in die Unions-Chef Friedrich Merz (69) getappt ist, zeigten auch die Demonstrationen in Leipzig, Zwickau und Chemnitz. Am Wochenende hatten Tausende Menschen mit Slogans wie "Brandmauer statt Brandstifter" und "Wir sind die Brandmauer" gegen die gemeinsame Abstimmung von CDU und AfD protestiert.
Harald Vauk (67), der u. a. in Sachsen für die Ökologisch-demokratische Partei (ÖDP) die Werbetrommel rührt, wähnte schon, Merz habe am Freitag seine Kanzlerschaft verspielt.
Thema Migration bleibt für Kretschmer ein Kernproblem
Wie tief der Frust in der CDU sitzt, war auch beim Wahlkampfauftritt von Merz am vergangenen Donnerstag in Dresden zu spüren. Inhaltlich sagte Sachsens MP Kretschmer dabei nicht viel. Stattdessen verteilte er in gewohnter Weise Seitenhiebe gegen SPD und Grüne, die er auch für die leeren Sitzplätze im Saal verantwortlich machte.
Tatsächlich hatte es nach Recherchen von t-online im Vorfeld Aufrufe gegeben, Plätze zu reservieren und dann nicht zu erscheinen.
Dennoch bleibt für Kretschmer die Migration im Hinblick auf die AfD das Hauptproblem. "Wenn wir das Thema Migration nicht klären, wird der Rechtspopulismus weiter zunehmen", sagte er im ZDF. Haltung ersetze nicht Handeln.
Erstmeldung: 8.18 Uhr, zuletzt aktualisiert: 14.40 Uhr
Titelfoto: Robert Michael/dpa