Korrupte Kollegen, falsche Gutachten: Schmiergeld-Skandal um Kfz-Plaketten
Mittweida - In Mittelsachsen sind offenbar Hunderte Autos mit erschwindelter Zulassung unterwegs. Das Landeskriminalamt deckte jetzt einen riesigen Bestechungs- und Manipulationsskandal auf, in dessen Mittelpunkt das Landratsamt Mittelsachsen und ein Kfz-Prüfingenieur stehen.
Rund 80 Polizisten bahnten sich gestern früh in Chemnitz, Mittweida, Rossau und Stuttgart den Weg in insgesamt sieben Wohnungen und Büros, sowie in die Kfz-Zulassungsstelle Mittweida und die Stuttgarter Zentrale der Gesellschaft für technische Überwachung (GTÜ) - Großrazzia!
Hintergrund sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Betreiber (55) eines privaten Zulassungsdienstes, einen Mitarbeiter (32) der Kfz-Zulassungsstelle Mittweida sowie einen amtlich bestellten Sachverständigen (41) für die Durchführung von Kfz-Hauptuntersuchungen und dessen Mitarbeiter (51).
Den Ermittlungen zufolge soll der als GTÜ-Partner arbeitende Prüfingenieur in 149 Fällen HU-Prüfberichte erstellt haben, ohne das Fahrzeug überhaupt zu untersuchen. Die Autos wurden dann von dem Mitarbeiter des Landratsamtes zugelassen. Als Organisator der krummen Geschäfte gilt der Chef des Zulassungsdienstes.
In bislang sieben Fällen können die Ermittler konkret nachweisen, dass Schmiergeld geflossen ist. Rund 100 Euro sollen die Kfz-Halter jeweils bezahlt haben. Auch der Mitarbeiter der Mittweidaer Kfz-Zulassungsstelle ließ sich den Ermittlungen zufolge mit kleineren Summen bestechen.
Der korrupte Prüfingenieur, der auch lange für den TÜV Süd tätig war und erst kürzlich das GTÜ-Büro Rossau übernahm, kam wegen Verdunklungsgefahr in U-Haft. Denn das LKA vermutet, dass die 149 Fälle nur die Spitze des Eisbergs sind.