Mittelsächsische Katastrophenschützer können nicht zu Waldbränden ausrücken
Burgstädt/Frankenberg - Katastrophen-Stimmung bei den Feuerwehren in Burgstädt und Irbersdorf (Frankenberg).
Beide Wehren verfügen über einen Katastrophenschutzzug Löschwasserversorgung (Einrichtung des Bundesinnenministeriums) - ideal für die derzeitigen Waldbrände im Nationalpark. Doch die Helfer können nicht ins Elbsandsteingebirge ausrücken, weil ihre beiden Spezial-Löschfahrzeuge seit 2020 kaputt sind.
30 Helfer haben eine Top-Ausbildung, um Löschwasser über Distanzen von bis zu zwei Kilometern heranzuführen. "Damit könnten wir bei den Waldbränden in Sachsen gut helfen. Können wir aber nicht, weil wir seit 2020 kein neues Fahrzeug vom Bund bekommen", sagt der Burgstädter Wehrleiter Lars Döring (42).
"Übergangen" fühlt sich Michael Knoth (48), Stadtwehrleiter in Frankenberg: "Wir möchten bei den Waldbränden helfen. Unsere Gefühle schwanken zwischen Trauer und Wut." Das kann der künftige Landrat von Mittelsachsen, Dirk Neubauer (51, parteilos), nachvollziehen: "Warum nimmt man Katastrophen erst ernst, wenn sie eintreten? Der Bund muss diese Lücke schleunigst schließen."
Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums ließ auf TAG24-Anfrage ausrichten, dass der Bund neue Fahrzeuge beschaffe, aber die Länder diese "nach eigenem Ermessen und eigener Risikoeinschätzung" verteilten.
Ein Sprecher des Innenministeriums in Dresden erklärte, dass der Bund 43 neue Löschgruppenfahrzeuge für den Katastrophenschutz liefern wolle und bereits 21 geliefert habe. Die Verteilung erfolge nach Prioritäten - da liege Burgstädt/Irbersdorf weit hinten, weil die Fahrzeuge "erst" Ende 2020 ausgemustert wurden.
Sachsen brennt
Kommentar von Bernd Rippert
Das Elbsandsteingebirge, ein Naturjuwel in Sachsen, steht in Flammen. So sehr sich die Feuerwehren auch anstrengen, sie kriegen das Feuer aktuell kaum in den Griff. Was auch daran liegt, dass Löschprofis in den Startlöchern stehen, aber nicht helfen können - weil Fahrzeuge fehlen.
Die fehlende Ausstattung mit Löschfahrzeugen des Katastrophenschutzzuges in Burgstädt und Irbersdorf ist ein Skandal. Da sind 30 Helfer hervorragend ausgebildet, warten nur auf ihren Einsatz. Doch ohne rollenden Untersatz sind sie zum Zuschauen verdammt.
Bund und Land schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Der Bund zeigt auf Dresden, wo die Fahrzeuge verteilt werden. Das Land zeigt auf Berlin, das noch nicht genug Fahrzeuge geliefert habe. Ich sage: Eure Zuständigkeiten könnt Ihr ein anderes Mal klären. Jetzt kommt es auf jeden Helfer an, der unsere Wälder rettet.
Der Nationalpark brennt, da könnten die Behörden nach geeigneten Fahrzeugen in anderen Bundesländern suchen und sie den Katastrophenschützern zur Verfügung stellen. Über die Bezahlung wird nach dem Löschen gesprochen.
Titelfoto: Uwe Meinhold