Mit Pferd und Planwagen: Theatergruppe "Spielbrett" tourt wieder durch Sachsen!
Von Lilli Vostry
Dresden - Der Planwagen ist voll beladen mit Requisiten, die Leinenplane bemalt mit der Route und zwei Pferde ziehen ihn im Schritttempo. Dahinter radeln die Darsteller auf Drahteseln hinaus aus der Großstadt, über Dorfstraßen und auf weiter Flur. Die Theatergruppe "Spielbrett" geht vom 20. bis 27. Juli wieder auf ihre traditionelle Planwagentour, diesmal durch die Sächsische Schweiz. Dieses Jahr im Gepäck: "Shakespeares Sturm".
Ein Stück, in dem sich die Helden und Heldinnen in einem Labyrinth aus Magie, Gewalt, Intrigen, aber auch Liebe wiederfinden. Luftgeister kommentieren das Geschehen mit aktuellen Bezügen.
"Eine fahrende Schauspielertruppe, die durch die Lande zieht wie zu Shakespeares Zeiten und das schon seit vielen Jahren - das ist deutschland- und europaweit einmalig", sagt Ulrich Schwarz, Schauspieler, Regisseur und künstlerischer Leiter von "Spielbrett" seit Gründung 1985.
Dem man seine 77 Jahre nicht ansieht und der noch längst nicht ans Aufhören denkt. Dazu mache es ihm zu viel Spaß.
Man zeigt urwüchsiges, sinnlich-poetisches und intelligentes Volkstheater mit Leidenschaft und Spielfreude an verschiedenen Orten. Insgesamt acht Vorstellungen stehen auf dem Programm.
Theatergruppe "Spielbrett": Dann geht's los!
Der Start mit dem Planwagen vom Pferdehof Schmidt aus Loschwitz ist am 20. Juli um 10 Uhr am Blauen Wunder. Erster Spielort dann abends, 20 Uhr, im Schlosspark Graupa vor einer uralten Eiche.
Weiter geht's über Schloss Weesenstein, Struppen, Gohrisch am Dorfteich, Königstein am romantischen Malerwinkel, Bad Schandau, Hohnstein bis nach Dürröhrsdorf-Dittersbach.
"Die Spieler ziehen in Kostümen und mit Akkordeon und Gitarre lautstark jeweils in den Ort ein und werben für die Vorstellungen. Bei der Planwagentour geht es um den Schauwert, aber auch um Langsamkeit und Genießen für Akteure wie Zuschauer", so Ulrich Schwarz. Sie fallen überall auf.
"Mindestens 50 Prozent der Leute fühlen sich durch den Planwagen angezogen." Als Spielkulisse dient ein Bühnengestell, an das bemalte Bühnenbilder und manchmal auch Türen hineingehängt werden.
Weder von Dresden noch von Sachsen: Bisher keine finanzielle Hilfe
Bekannte Künstler gingen mit der "Spielbrett"-Planwagentour ihre ersten Schritte, etwa der verstorbene Kabarettist Olaf Böhme als "Falstaff" oder die Liedkabarettistin Anna Mateur.
Elf Spieler in Doppelbesetzung sind derzeit dabei im Alter von 20 Jahren bis Anfang 70. Sie arbeiten als Lehrer, Ärztin oder in der IT-Branche. Ein Koch fährt auch mit, der für Speis und Trank sorgt.
Die Planwagentour wird privat finanziert. Übernachtet wird unterwegs in Turnhallen und Schulräumen in Schlafsäcken.
"Wir sind noch nie gefördert worden, weder von der Stadt Dresden noch vom Land Sachsen. Obwohl wir doch in Sachsen bleiben und Kultur in den ländlichen Raum bringen", so Ulrich Schwarz. Er als künstlerischer Leiter und die Organisatoren der Tour bekommen ein Honorar. Und die Gruppe erhalte eine geringe Förderung von der Stadt pro neuer Inszenierung.
Die Planwagentour wechselt jährlich, neben der Sächsischen Schweiz führt sie auch ins Osterzgebirge, mit immer anderen Shakespeare-Stücken. "Meist kommen um die 100 Besucher pro Vorstellung. Letztes Jahr am Schloss Lauenstein waren es sogar 200 Zuschauer", sagt Schwarz.
Nächstes Jahr feiert die Gruppe ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum mit einem Theaterfestival unter dem Motto "Danke Volk!" im Theaterhaus Rudi in Dresden.
Titelfoto: Bildmontage: Spielbrett, Petra Hornig