Mit Fleiß und Mut durch gute und schlechte Zeiten: KOMET - Das Geheimnis der Hundertjährigen!
Großpostwitz - Friede, Freude, vor allem aber leckere Eierkuchen: Die Firma Komet aus Großpostwitz feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Im Rückspiegel betrachtet ist eigentlich kaum etwas an der Geschichte des Familienunternehmens kometenhaft. Da gab es keinen plötzlichen Aufstieg, kein überirdisches Strahlen oder einen jähen Absturz samt Verlöschen. Die Ost-Legende fährt im vereinten Deutschland vielmehr Erfolge ein, weil man dort wie eh und je fleißig und mutig ist - selbst in schweren Zeiten.

Komet? Wer diesen Namen hört und dann zuerst an Speiseeis denkt, liegt richtig.
Zu DDR-Zeiten war die Firma einer der namhaftesten und größten Produzenten von Eispulver für die Gastronomie. Aber auch Generationen von Familien stellen selbst in ihren heimischen Küchen Speiseeis her mit Komet-Mischungen aus der Oberlausitz.
"Etwa ein Drittel unseres Umsatzes machen wir heute noch mit Softeis-Pulver für Großhändler und Großverbraucher", sagt Komet-Geschäftsführerin Angela Pöhle.
Palettenweise holen Laster in den Sommermonaten Kartons mit dem Pulver ab. Bis nach Mallorca und Südtirol liefert der Familienbetrieb heute sein Eispulver. Pöhle: "Am beliebtesten ist nach wie vor die Sorte Schoko-Vanille. Wir bringen aber auch jedes Jahr neue Geschmacksrichtungen raus. Aktuell im Trend liegen Popcorn Karamell, Kiwi und Marshmallow."
Insgesamt 65 verschiedene Sorten Eis offeriert der sächsische Lebensmittelproduzent.
In Sachsen verwurzelt: Seit 100 Jahren produziert Komet in Großpostwitz





Von Sachsen in die ganze Welt: Komet exportiert auch in die Mongolei
Die zweite Bestseller-Produktgruppe von Komet heißt: Pudding-Pulver.
15 verschiedene Geschmacksrichtungen - von Erdbeere, Pistazie, über Johannisbeere bis hin zu Zitrone - finden sich im Angebot.
Das gesamte Sortiment wird abgerundet durch sogenannte Trockenmischungen für Eierkuchen, Quarkkäulchen, Kaiserschmarrn, Waffeln, Pancakes, Milchreis, Grießbrei, Soßenpulver sowie Mousse, Tortenguss und Kaltschalen. "Süßes ist unser Kerngeschäft. Da bleiben wir uns treu", sagt Angela Pöhle lachend.
Apropos Treue: Die treuesten Privatkunden der Firma wohnen in Ostdeutschland. Sie nehmen mitunter mehr als 60 Kilometer Anfahrt in Kauf, um im Werksverkauf Tortenguss auf Gelatinebasis (Preis pro Tütchen: 49 Cent) zu kaufen. Der am weitesten entfernte Komet-Kunde sitzt in Ulan Bator/Mongolei.
Pöhle: "Einmal im Jahr liefern wir der Bäckerei dort eine Palette Pudding-Pulver."


Ur-Ur-Ur-Enkelin setzt das Werk des Firmengründers fort
Vanille-Duft strömt in die Komet-Büroetage. Der süßliche Geruch schwebt mit Vertriebsleiter Sebastian Bartsch herein.
Der 46-Jährige ist der Lebenspartner der Ur-Ur-Ur-Enkelin des Firmengründers. Er übernahm Verantwortung im Betrieb, als das Schicksal Angela Pöhle 2021 schwer prüfte. Plötzlich und unerwartet schied damals ihr Mann Gunter, der die Firma gelenkt hatte, aus dem Leben.
Viel Zeit zur Trauer blieb Angela Pöhle damals nicht. Sie übernahm die Geschäftsleitung in der Corona-Pandemie ("es musste ja weitergehen") und trotzt seither allen Stürmen - zum Beispiel den steigenden Energie- und Rohstoffpreisen. "Das sind echte Herausforderungen. Aber wie haben gelernt, unsere Produktion weiter und weiter zu optimieren", sagt Pöhle.
Die Firma Komet beschäftigt im Jahr ihres 100. Bestehens rund 30 Mitarbeiter, darunter zwei Azubis. Angela Pöhle und Sebastian Bartsch blicken optimistisch in die Zukunft. Das Unternehmen hat gerade in neue Verpackungsmaschinen für Eispulver und LED-Beleuchtung investiert.
Sebastian Bartsch voll Tatendrang: "Als Nächstes nehmen wir die Neugestaltung unseres Online-Shops in Angriff."
Mit Nudeln fing alles an

Das Großpostwitzer Familienunternehmen Komet Gerolf Pöhle & Co. GmbH wurde 1924 von Bäckermeister Albert Umlauft zusammen mit seinem Schwiegersohn Georg Pöhle gegründet. "Komet Teigwarenfabrik" nannten sie damals ihre Unternehmung. Ihr Produkt: Nudeln.
Gerolf Pöhle übernahm nach dem Tod seines Vaters 1959 die Leitung des Betriebs unter der Auflage, den Staat fortan zu beteiligen. Pöhles Frau Regina war es, die in dieser Zeit ein Speiseeispulver für die Herstellung von Speiseeis im Haushaltskühlschrank entwickelte. Ein absoluter Verkaufsschlager!
1972 enteignete das DDR-Regime die Familie Pöhle. Gerolf Pöhle blieb aber als Betriebsleiter weiter tätig. Statt Nudeln produzierte man ab 1980 nur noch Eispulver und Tortenguss.


Nach der Wiedervereinigung Deutschlands erhielt Gerolf Pöhle 1990 als einer der ersten in Sachsen seine Firma zurück. Bereits im Jahr darauf startete er zusammen mit Sohn Gunter und Schwiegersohn Gerd-Rainer Förster unternehmerisch neu. Das Firmenjubiläum feierte Gerolf Pöhle (93) mit.
Er sagt: "Ich bin sehr stolz, dass das Familienunternehmen trotz aller Wirren der Zeiten heute noch existiert und vor allen Dingen in Familienbesitz ist."
Titelfoto: Montage: Holm Helis