Mit dem Frühling kommen die Camper nach Sachsen: Liegt Freilufturlaub noch im Trend?
Dresden - Camping ist kein Hobby, sondern ein Lebensgefühl, heißt es. Doch für viele sächsische Tourismus-Anbieter ging dieses Gefühl während des vergangenen Jahres auf Talfahrt.
Ein Grund: Die Camping-Übernachtungen im Freistaat brachen um fast 18 Prozent ein. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes und des Online-Portals camping.info hervor.
"Insgesamt rund sieben Milliarden Euro Umsatzverlust - das ist die bittere Bilanz für den Tourismus in Sachsen nach zwei Jahren Pandemie", sagt Jörg Markert (48), der Präsident des Landestourismusverbandes. Er geht davon aus, dass die Branche drei weitere Jahre braucht, um das Vorkrisenniveau zu erreichen.
Schnellere Erholung wünscht sich hingegen Campingplatz-Betreiber Lars Martin (43) in Mockritz. Der gelernte Koch erklärt gegenüber TAG24: "Letztes Jahr war ein ganz schönes Durcheinander. Wir hatten spürbar weniger Gäste. Der wichtige Besuch aus Holland oder Dänemark blieb fast in Gänze fern."
Noch möchte er keine Prognose abgeben, ist für die kommende Saison aber optimistisch: "Ich denke, das wird wieder."
Verkaufszahlen für Wohnmobile gingen durch die Decke
Des einen Leid, des anderen Freud. Während für viele Unternehmer die vergangenen beiden Jahre mit Entbehrungen verbunden waren, klingelte bei den Händlern von Wohnmobilen die Kasse.
Seit 2015 hat sich die Zahl der Mobilheime in Deutschland mit über 750.000 fast verdoppelt, Zuwachs gab es auch während Corona. Zu den Profiteuren gehört Manuela Meinert (71) aus Moritzburg.
Sie führt zusammen mit ihren Kindern das Geschäft "Caravan-Meinert": "Während der Pandemie sind die Verkaufszahlen stark angestiegen. Die Fernreise fiel aus, jeder wollte sein eigenes Ding machen." Die Verkäufe der Wohnwagen hätten sich seit Beginn der Pandemie um 11 Prozent, die der Wohn- und Reisemobile sogar um satte 25 Prozent erhöht.
Während man im sächsischen Tourismus hoffnungsvoll in die Zukunft schaut, ist Manuela Meinert skeptisch: "Fehlendes Zubehör aus Asien, immer mehr Technik und Elektrik in den Fahrzeugen und jetzt unsere wegbrechenden Lieferanten für Kabel in der Ukraine: Die nächsten Jahre werden hart für uns."
Titelfoto: Holm Helis