Kann DAMIT ein Einsturz wie bei der Carolabrücke verhindert werden?

Leipzig/Dresden - Noch immer beschäftigt der Einsturz der Carolabrücke die Menschen auch über die Dresdner Stadtgrenze hinaus. Bei "MDR Umschau" wurde nun ein Projekt vorgestellt, welches ähnliche Tragödien verhindern kann.

Die Forschungsbrücke wird verschiedenen Belastungsproben unterzogen.
Die Forschungsbrücke wird verschiedenen Belastungsproben unterzogen.  © TU Dresden/Grafik: Max Herbers

Dass die Carolabrücke am frühen Morgen des 11. September einbrach, soll wohl vor allem durch Korrosion, also abgenutzte Materialien, verursacht worden sein.

Wie an anderen Bauwerken gibt es auch an Deutschlands Brücken regelmäßige Überprüfungen und Begehungen. Hier werden dann oftmals Risse im Stahl oder Beton festgestellt - aber: "Dann ist es im Grunde schon zu spät", weiß Bauingenieur Max Herbers, der im MDR-Beitrag zu Wort kommt.

Entweder können die festgestellten Schäden dann ausgebessert und die Brücke wieder in einen sicheren Zustand versetzt werden - oder sie ist nicht mehr zu retten und muss gesprengt werden, wie etwa die Talbrücke Rahmede im Sauerland. Es soll noch bis mindestens 2026 dauern, bis der Neubau erfolgt ist. Bis dahin: Verkehrschaos auf der A44 und immense Kosten durch die andauernde Sperrung.

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Solche Szenarien können durch "vorausschauende Instandhaltung" verhindert werden, ist sich Max Herbers sicher. Gemeinsam mit der TU Dresden und der Hentschke Bau GmbH hat er deshalb nahe Bautzen ein besonderes Projekt ins Leben gerufen: Eine mit Sensoren bestückte Testbrücke, die als "digitaler Zwilling" einer realen Brücke konzipiert ist.

Digitaler Zwilling: Können Brücken so sicherer gemacht werden?

Im September stürzte die Dresdner Carolabrücke aufgrund von Korrosion ein.
Im September stürzte die Dresdner Carolabrücke aufgrund von Korrosion ein.  © Robert Michael/dpa

Auf der 45 m langen und 4,5 m breiten Spannbetonbrücke findet natürlich kein normaler Verkehr, sondern lediglich eine Simulation statt: Ein Jahr lang soll monatlich ein Fahrzeug darauf hin- und herfahren.

Danach wird das Belastungslevel schrittweise erhöht, um den "Zwilling" in einen möglichst schlimmen Schädigungszustand zu versetzen. So sollen Referenzdaten für real genutzte Brücken aus den gleichen Bauteilen gewonnen werden. Die Überwachung funktioniert durch Glasfasern und sensible Sensoren, die bei den leichtesten Veränderungen Alarm schlagen.

"Wir können damit zu jedem Zeitpunkt eine Aussage zum Gesundheitszustand des Bauwerks ermöglichen", so Herbers stolz.

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Das Konzept des "digitalen Zwillings" wird beispielsweise bereits an der Köhlbrandbrücke in Hamburg angewendet und erleichtert den Prüfern ihre Arbeit. Es ist also gut möglich, dass ein solches Konzept zur erhöhten Sicherheit auch beim Neubau der Carolabrücke Anwendung finden wird.

Falls Ihr die neueste Sendung "MDR Umschau" vom Dienstagabend verpasst haben solltet, könnt Ihr sie ab sofort in der MDR-Mediathek im Stream nachgucken.

Titelfoto: TU Dresden/Grafik: Max Herbers

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