Landwirtschaft statt Politik: Landtagspräsident Matthias Rößler macht Schluss!
Dresden - Mit der Entscheidung, nicht wieder zur Landtagswahl anzutreten, endet für Matthias Rößler (69, CDU) nach mehr als 30 Jahren, nach Wahlerfolgen in Serie, ministerieller Verantwortung und drei Amtsperioden als Landtagspräsident eine beeindruckende politische Karriere. Woran er sich am liebsten erinnert und wie er die Zeit danach verbringen will, erzählt er im TAG24-Interview.
TAG24: Was werden Sie im Ruhestand am meisten vermissen?
Matthias Rößler: Ich bin ja sehr kulturaffin und habe beispielsweise das Musikfest Erzgebirge ganz entscheidend mit aus der Taufe gehoben. Deshalb wird mir sicherlich die enge Einbindung in unsere wunderbare Kunst- und Kulturlandschaft sehr fehlen.
TAG24: Lassen Sie uns teilhaben: Was ist Ihre schönste Erinnerung aus all den Jahren?
Rößler: Ich habe das Glück gehabt, in einer historisch bedeutsamen Zeit in die Politik gekommen zu sein. Und ich erinnere mich gern an die Gründungsstunde des Freistaats am 3. Oktober 1990. Das war ein ganz besonderes Ereignis, zumal Sachsen ja aus der Kraft der runden Tische heraus entstanden ist.
Matthias Rößler von Joachim Gauck und Chinas Xi Jinping beeindruckt
TAG24: Politik bedeutet zu entscheiden. Das geht nur mit viel Reden, aber das geht nicht immer gut. Was war Ihr schönster Versprecher?
Rößler: Im Vorfeld der Wiederwahl zum Landtagspräsidenten 2019, da habe ich in der Fraktion gesagt: Ich möchte mich um das 'Amt des Ministerpräsidenten' bewerben. Das habe ich in dem Moment überhaupt nicht bemerkt. Ich wurde erst hinterher darauf angesprochen.
TAG24: Sie haben viele große Politiker getroffen. Wer hat Sie am nachhaltigsten beeindruckt?
Rößler: Das war allen voran Joachim Gauck, den ich oft getroffen habe, gut kenne und überaus schätze. Von den ausländischen Staatsgästen war es der heutige Präsident Chinas Xi Jinping. Das Gespräch von 2012 ist mir in tiefer Erinnerung, auch weil er damals überhaupt keinen Hehl aus den Zielen chinesischer Politik gemacht hat.
Matthias Rößler wechselt von der Politik in die Landwirtschaft
TAG24: Wer so viel bewegt hat in seinem Leben, der tritt nicht einfach sang- und klanglos ab ...
Rößler: Ja und nein. Mein Sohn ist Nebenerwerbslandwirt mit 15 Schafen und zwei Traktoren. Da werde ich künftig mithelfen. Aber ich werde mich auch weiterhin für das Forum Mitteleuropa beim Sächsischen Landtag engagieren.
TAG24: Wagen Sie einen Blick in die Glaskugel? Wer gewinnt die Landtagswahl 2029?
Rößler: Sachsen hat immer schon zu etwa zwei Dritteln Mitte/Rechts gewählt. Das wird auch in fünf Jahren kaum anders sein. Was das dann auch immer heißt.
Wer wird Rößlers Nachfolger im Landtag? Alexander Dierks als neuer Präsident gehandelt
Der CDU-Generalsekretär soll neuer Landtagspräsident werden. Nachdem zunächst gemunkelt worden war, dass eine Frau gute Chancen auf das Präsidentenamt im Landtag haben könnte, liegt nun ein konkreter Vorschlag auf dem Tisch.
Laut CDU-Präsidium soll Alexander Dierks (36) das Amt übernehmen. Die Union als größte Fraktion im Parlament hat traditionell das Vorschlagsrecht. Das Präsidentenamt wird per Wahl vergeben. Der früheste Zeitpunkt dafür ist die konstituierende Sitzung des neuen Landtags.
Nach TAG24-Informationen soll sie nach aktuellem Planungsstand am 1. Oktober stattfinden. Das ist nach sächsischem Wahlgesetz zugleich der spätestmögliche Termin.
Titelfoto: Eric Münch