Massiver Anstieg von Kabelklau in Sachsen - sogar Windräder lahmgelegt!
Leipzig - Die Energiewende wird zum Konjunkturprogramm für Kriminelle. Vor allem an Elektro-Ladesäulen haben sich Diebstähle verzigfacht. Auch große Windkraftanlagen werden zunehmend zum Ziel der Kabel-Räuber.
Am Morgen des 22. August schaltete sich ein großes Windrad in Pegau (Kreis Leipzig) plötzlich ab. Als Servicetechniker nach dem Rechten schauten, trauten sie ihren Augen nicht. In der Windmühle hatten Unbekannte sämtliche Erdungskabel durchtrennt und abgebaut, sodass es zum Not-Stopp kam. Stehlschaden laut Polizei: 20.000 Euro.
Es war nicht der erste Fall von Kabeldiebstahl aus Windkraftanlagen. Bereits im November letzten Jahres hatten Diebe am südwestlichen Stadtrand von Leipzig rund dreieinhalb Tonnen Kupferkabel aus einem Windrad gezogen.
Laut Landeskriminalamt (LKA) gab es seither in Sachsen vier Angriffe auf Windräder. Immer standen die stromlosen Erdungskabel, die die Anlagen bei Kurzschlüssen und Blitzeinschlägen schützen sollen, im Fokus der Kriminellen.
Weit massiver sind die Angriffe auf Ladesäulen für Elektro-Fahrzeuge, bei denen Diebe die Ladekabel kappen und dann den Kupferanteil bei Buntmetall-Ankäufern veräußern.
Ermittler gehen nicht von organisierten Banden aus
Wurden in Sachsen im gesamten letzten Jahr nur drei Fälle bekannt, zählt die LKA-Statistik bis Ende August dieses Jahres bereits 52 Kabeldiebstähle an Ladesäulen. Bisheriger Gesamtschaden: 130.357 Euro!
Nur in einem Fall, ein Angriff auf zwei Ladesäulen am 21. Juli in Leipzig, konnten bisher Täter ermittelt werden. Polizisten spürten nach einem Zeugenhinweis ein obdachloses Paar (40, 42) in einer Gartenlaube auf und entdeckten dort auch die gekappten Ladekabel.
Unter Ermittlern geht man inzwischen davon aus, dass nicht organisierte Banden, sondern Beschaffungskriminelle für das Gros der Kabeldiebstähle an Ladesäulen verantwortlich sind.
Denn die Aufkaufpreise für Kabelschrott sind mit Preisen zwischen 1,50 bis 3,50 Euro pro Kilo (je nach Kupferanteil) im Keller, sodass es hier offenbar nur um das "schnelle Geld" geht.
Metall-Diebe machen auch vor Solarparks nicht halt
Bei Windkraftanlagen sieht das anders aus. "Hier bedarf es einer gewissen Logistik und Fachkenntnis", erklärt ein Ermittler.
Es brauche einen Nachschlüssel für die Türen zum Inneren des Windrades, dann müsse man stromführende Kabel von Erdungskabeln unterscheiden können und letztlich auch die Transportmittel haben, um die Beute schnell wegschaffen zu können.
Apropos Energiewende: Auch vor Solarparks machen Metall-Diebe nicht halt.
Erst Ende August wurden in Leipzig-Wiederitzsch von einer im Aufbau befindlichen Photovoltaikanlage mehrere Kabeltrommeln mit insgesamt 19 Kilometern Solar-Aluminiumkabel mit Kupferummantelung im Wert von mehr als 10.000 Euro gestohlen.
Titelfoto: Bundespolizei