Mann in die Elbe gestürzt: Diesen Menschen verdankt er sein Leben
Rathen - Am Samstag vor zwei Wochen fiel ein Mann in Rathen bewusstlos in die Elbe. Mit der Hilfe dreier mutiger Menschen überlebte er den Unfall. Nun bedankte sich die Wasserschutzpolizei bei den Helden – auch TAG24 war vor Ort.
Steven Schünke (29) und Stephan Kaupert (53) saßen am Abend des 25. Juni auf einer Bank an der Elbe und ließen ihren Motorrad-Urlaub in der Sächsischen Schweiz mit einem Bier ausklingen.
Gegen 19.45 Uhr vernahm Schünke dann plötzlich ein Platschen und schaute auf.
"Ich hab etwas in meinem Augenwinkel gesehen", berichtete der junge Mann aus Niedersachsen gegenüber TAG24. Als er seinen Blick jedoch über die Elbe schweifen ließ, bemerkte er im ersten Moment nichts Ungewöhnliches – bis ihm Schuhe auffielen, die im Wasser trieben.
Schockiert sprang er auf. Sofort war ihm klar, dass hier jemand seine Hilfe benötigte und dass ihm keine Zeit zum Nachdenken blieb. Und so rannte er los.
"Ich habe meine Schuhe und meinen Pullover ausgezogen", erinnerte er sich. "Dann bin ich reingesprungen."
Er packte den bewusstlosen Mann, der von der Strömung der Elbe weggetrieben wurde, an der Hand und zog ihn schließlich aus dem Wasser. Kaum hatte er ihn am Ufer abgelegt, übernahm Kaupert und begann, den Mann zu reanimieren.
Etwa zehn Minuten dauerte es daraufhin, bis die Rettungskräfte am Ort des Geschehens eintrafen. Mit einem Helikopter wurde das Opfer schließlich in ein Krankenhaus gebracht, wobei er auf dem Weg mehrmals wiederbelebt werden musste.
Doch was war überhaupt passiert?
Thea Röcke (80) wohnt auf der anderen Elbseite und wurde darauf aufmerksam, dass sich die Schlauchboote des Königsteiner Bootsverleihs von einem Steg in Rathen plötzlich verselbstständigten.
"Und da habe ich spontan bei 'Kanu Aktiv' angerufen und habe gesagt: 'Mensch, wenn Ihr Eure Boote retten wollt, dann macht hin!", berichtete Röcke.
Kurz darauf kam dann auch schon ein Mitarbeiter des Verleihs mit seinem Motorboot und sammelte die Ausreißer wieder ein.
Um mitzuverfolgen, ob er damit erfolgreich war, beobachtete die 80-Jährige das Szenario interessiert mit ihrem Fernglas – und wurde kurz darauf Zeugin des Unglücks.
Gerade als der Mann dabei war, das zweite Boot auf dem Anleger stehend am Steg festzumachen, beugte er sich vorn über. "Und plötzlich war er weg", so Röcke.
Geistesgegenwärtig griff sie daraufhin sofort zum Telefon und rief einen Krankenwagen.
Dem bisherigen Erkenntnisstand nach, war dem Mann auf dem Steg plötzlich schwarz vor Augen geworden, ehe er kopfüber ins Wasser gestürzt war. Aus welchem Grund er wie aus dem Nichts das Bewusstsein verlor, ist derzeit noch unklar.
Nach dem Vorfall: Wasserschutzpolizei bedankt sich mit Blumen und Gutscheinen
Mittlerweile ist der Mann wieder wohl auf. Zwar hat er aufgrund der Wiederbelebungsmaßnahmen zwei gebrochene Rippen, wird sich davon jedoch wieder voll erholen.
Und das hat er den drei Menschen zu verdanken, die ihm sofort selbstlos zur Hilfe geeilt sind.
Dafür wollte nun auch die Wasserschutzpolizei allen Beteiligten ihren herzlichsten Dank aussprechen.
"Denn dazu gehört eine Kette: Einer muss anrufen, einer muss helfen, einer muss retten", lobte Hauptkommissar Peter Hebestreit (48) am gestrigen Samstag, ehe er Frau Röcke einen Blumenstrauß überreichte und Herrn Schünke je zwei Gutscheine in die Hand drückte – für sich sowie für Herrn Kaupert, der an der Danksagung leider nicht teilnehmen konnte.
"Das ist ein Universalgutschein und ein Gutschein von der Firma, in der der Herr [arbeitet], den sie gerettet haben", lächelte der Beamte.
"Herzlichen Dank, dass Sie in die Elbe gesprungen sind und ihn rausgezogen haben. Das macht nicht jeder, weil es gefährlich ist und Ihr eigenes Leben auch in Gefahr bringt", sagte Hebestreit dem 29-Jährigen, ehe er sich noch einmal an alle Helfenden wandte.
"Wir können es wirklich so sagen: Sie haben das Leben gerettet. Wenn Sie nicht gewesen wären, wäre er heute nicht mehr unter uns. Vielen lieben Dank."
Bereits eine Woche vor dem Vorfall in Rathen hatte Schünke einem betrunkenen Fahrradfahrer geholfen, der in einen Graben gefallen war. Geübt scheint er im Leben retten zu sein. Diese Erfahrungen werden ihm für sein nächstes Ziel sicher zugutekommen: Der Elektriker möchte ehrenamtlich beim DRK tätig werden.
Titelfoto: Eric Münch