Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in Sachsen: Nur ein Berufsfeld sticht heraus

Kamenz - Der Stundenlohn (brutto) von Frauen ist in Sachsen durchschnittlich um sieben Prozent geringer, als der ihrer männlichen Kollegen.

In Sachsen war der Stundenlohn (brutto) von Männern im Jahr 2024 durchschnittlich um sieben Prozent höher, als der von Frauen. (Symbolbild)  © Ludmilla Ostermann/-/dpa

Der sogenannte "Gender Pay Gap", also der Unterschied im Bruttostundenverdienst zwischen Frauen und Männern, lag im Freistaat im vergangenen Jahr bei sieben Prozent, wie das Statistische Landesamt am Donnerstag mitteilte.

Während Männer im Durchschnitt 21,96 Euro brutto die Stunde bekamen, verdienten Frauen nur 20,46 Euro. Im Vergleich mit den anderen 15 Bundesländern landet Sachsen damit gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommern auf dem vierten Platz.

Der niedrigste geschlechterspezifische Lohnunterschied findet sich derweil in Brandenburg, wo Männer pro Stunde durchschnittlich nur zwei Prozent mehr als Frauen verdient haben. Schlusslicht ist dagegen Baden-Württemberg mit einem "Gender Pay Gap" von 19 Prozent, wie aus der "Genesis"-Datenbank des Statistischen Bundesamts hervorgeht.

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Im bundesweiten Vergleich haben Männer im Jahr 2024 durchschnittlich 26,34 Euro pro Stunde verdient und somit 4,10 Euro mehr als Frauen. Der "Gender Pay Gap" in Gesamtdeutschland sank dabei im Vergleich zu 2023 um zwei Prozentpunkte auf 16 Prozent (2023: 18 Prozent).

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Im Rahmen des "Equal Pay Day" wird am 7. März auf die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern aufmerksam gemacht.  © Christophe Gateau/dpa/dpa-tmn

Frauen ab Geburt des ersten Kindes benachteiligt

Nach der Geburt ihres ersten Kindes verdienen viele Frauen in Sachsen deutlich weniger als Männer. (Symbolbild)  © Sina Schuldt/dpa

Weitere Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Arbeitnehmern in Sachsen zeigen sich in der Anzahl der bezahlten Arbeitsstunden sowie in der Erwerbstätigenquote.

Männer bekamen im vergangenen Jahr durchschnittlich 152 Arbeitsstunden pro Monat bezahlt, bei Frauen waren es 135 und damit elf Prozent weniger. Unter Männern im Alter zwischen 15 und 64 Jahren war zuletzt ein Anteil von 81,6 Prozent erwerbstätig, bei Frauen waren es 76,3 Prozent.

Ein Blick auf die Entwicklung der Lohnunterschiede mit steigendem Alter offenbart dabei einen auffälligen Knackpunkt kurz vorm 30. Lebensjahr einer Frau. Das Statistische Landesamt stellt fest, "dass der altersspezifische Verdienstabstand von Frauen und Männern ab der Geburt des ersten Kindes tendenziell größer wird".

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Das Durchschnittsalter einer Frau bei der Geburt ihres ersten Kindes lag in Sachsen bei knapp 30 Jahren. Während der durchschnittliche Stundenlohn von Männern und Frauen bis dahin mehr oder weniger identisch verlief, verdienten Frauen ab diesem Zeitpunkt sichtbar weniger als Männer.

Laut Statistischem Landesamt sind Kinder der Grund dafür, warum Frauen häufiger in Teilzeitverhältnissen arbeiten.

Nur ein Berufsfeld, in dem Frauen mehr als Männer verdienen

Sächsische Frauen bei der Müllabfuhr oder in den Wasserwerken verdienen durchschnittlich zehn Prozent pro Stunde mehr als ihre männlichen Kollegen. (Symbolbild)  © Julian Stratenschulte/dpa

Ein tieferer Blick auf die Zahlen zeigt, dass es 2024 in Sachsen nur ein einziges Berufsfeld gegeben hat, in dem der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen über dem der Männer lag: Arbeiterinnen in der Wasserversorgung, in der Entsorgung sowie in der Beseitigung von Umweltverschmutzung haben pro Stunde im Schnitt 23,88 Euro verdient. Das waren zehn Prozent mehr als bei Männern (21,22 Euro).

Am größten war die Differenz im Bereich "Kunst, Unterhaltung und Erholung", wo männliche Beschäftigte durchschnittlich 28,49 Euro pro Stunde bekamen, während Frauen nur 19,17 Euro erhielten - ein "Gender Pay Gap" von 33 Prozent!

Obwohl Sachsen im bundesweiten Vergleich relativ gut dasteht, fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) weiter Maßnahmen zur Herstellung von Entgeltgleichheit.

"Die Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern ist in Sachsen noch immer nicht erreicht und es muss jetzt mehr dafür getan werden, diese seit Jahren bestehende Lohnlücke mit konkreten Maßnahmen zu schließen", sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Daniela Kolbe in einer Mitteilung am Donnerstag. Kolbe sprach von einer "strukturellen" und "direkten" Diskriminierung gegenüber Frauen.

Konkret rief sie die neue Landesregierung um Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) dazu auf, sich "für die Stärkung der Tarifbindung und Mitbestimmung, die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Förderung von Frauen in Führungspositionen" einzusetzen.

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