Lithiumabbau im Erzgebirge: Geplante Abraumhalden bedrohen einzigartige Naturlandschaft

Altenberg - Bärenstein bebt! Noch vor zwei Wochen war die Welt im 1000-Seelen-Dorf bei Altenberg heil. Die Landschaft im Osterzgebirge war ein ungetrübtes Paradies für Mensch und Tiere. Was über Jahre auch mit öffentlichen Millionen gepflegt und geschützt wurde, ist jetzt in Gefahr.

Das idyllische Bärenstein im Osterzgebirge soll Teil des groß angelegten Lithium-Abbaus werden.
Das idyllische Bärenstein im Osterzgebirge soll Teil des groß angelegten Lithium-Abbaus werden.  © Thomas Türpe

Die Deutsche Lithium GmbH (DL) plant den Abbau des begehrten Rohstoffes, Bärensteins Bergwiesen sollen zur riesigen Abraumhalde werden.

Seit dem Elektro-Boom wird Lithium auch "weißes Gold" genannt, ist aus der Batterieproduktion nicht wegzudenken. In Zinnwald hat die DL Lagerstätten ins Visier genommen.

Dort soll untertage abgebaut werden und die Seltenen Erden im zehn Kilometer entfernen Bärenstein übertage aufbereitet. Geplanter Platzbedarf: 12,6 Hektar. Auch die Abraumhalde für die Zwischen- und Langzeitlagerung der Überschusssande soll auf den Bergwiesen entstehen.

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Platzbedarf dafür: weitere 60 Hektar, das entspricht 80 Fußballfeldern. Eine Bürgerinitiative will nun das Schlimmste verhindern.

Naturschützerin Anika Wilke (44) und Imker Malte Eismann (48) haben die Bürgerinitiative Bärenstein ins Leben gerufen.
Naturschützerin Anika Wilke (44) und Imker Malte Eismann (48) haben die Bürgerinitiative Bärenstein ins Leben gerufen.  © Thomas Türpe

Bürger von Bärenstein erfahren als Letzte und nur zufällig von Plänen der DL

Auf dem Platz, an dem Bernd Seifert (57) mit seinen Kühen steht, sollen Aufarbeitungshallen zum Lithium-Gewinn und eine riesige Abraumhalde entstehen.
Auf dem Platz, an dem Bernd Seifert (57) mit seinen Kühen steht, sollen Aufarbeitungshallen zum Lithium-Gewinn und eine riesige Abraumhalde entstehen.  © Thomas Türpe

Gefährdet ist die größte zusammenhängende Bergwiesenlandschaft des Mitteldeutschen Gebirges, in der bedrohte Arten wie Wachtelkönig und Orchideen wieder heimisch wurden.

Bernd Seifert (57) bewirtschaftet im betroffenen Gebiet auf seinem Öko-Hof 69 Hektar Land, pflegt 23 rote Harzer Rinder, verkauft Bio-Heu an Pferdezüchter in Dresden und hat 2019 in vier Ferienwohnungen investiert. Jetzt steht er auf wackligem Boden. "Es war perfekt hier. Jetzt bricht alles weg", sagt der rüstige Öko-Bauer leise, mit Tränen in den Augen. Er bangt um sein Lebenswerk.

Auch sein Nachbar Bernhard Haase (65) weiß nicht, wie es weitergehen soll: "Man hätte das im Vorhinein abfedern können, indem man uns informiert", stellt der Pferdepensionär fest.

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Die Bürger von Bärenstein erfuhren aber als Letzte und nur zufällig von den Plänen der DL: "Ich habe es über Umwege vom Heimatschutzverein am 17. Juli erfahren. Am nächsten Tag habe ich bei meinen Nachbarn geklingelt", berichtet Anika Wilke (44), Naturschützerin und Gründerin der Bürgerinitiative.

Was wird aus den Trinkwasserbrunnen, die im Dorf zu finden sind, fragt sich auch Malte Eismann.
Was wird aus den Trinkwasserbrunnen, die im Dorf zu finden sind, fragt sich auch Malte Eismann.  © Thomas Türpe

Am 22. August ist Antragskonferenz beim Sächsischen Oberbergamt

Die Pläne der Deutsche Lithium GmbH müssen noch dem Oberbergamt vorgestellt werden, sind aber bereits einsehbar.
Die Pläne der Deutsche Lithium GmbH müssen noch dem Oberbergamt vorgestellt werden, sind aber bereits einsehbar.  © Thomas Türpe

"Es geht um Wertverlust unserer Immobilien und um massive Umweltverschmutzung, die unsere Bio-Produkte bedrohen. Wir sind nicht gegen Lithium-Abbau, aber für Transparenz in der Planung", macht der ebenfalls betroffene Bio-Imker Malte Eismann (48) deutlich.

Immerhin: Mehr als 300 Jobs stellt DL-Chef Torsten Bachmann (49) durch den geplanten Abbau in Aussicht. Gegenüber TAG24 versicherte er: "Wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber lokal Betroffenen bewusst."

Der nächste Schritt: Am 22. August ist Antragskonferenz beim Sächsischen Oberbergamt in Freiberg.

Abteilungsleiter Tobias Dressler (53): "Der Antragsteller präsentiert uns seine Pläne. Die entsprechenden Behörden werden mitteilen, worauf es zu achten gilt. Danach werden wir an die Öffentlichkeit treten."

Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe

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