Leipzig verbietet E-Scooter in Bahnen: Ziehen Dresden und Chemnitz nach?

Sachsen - Ab Mai dürfen in Leipzig keine elektrischen Roller mehr in Bussen und Bahnen transportiert werden. Hintergrund sind neue Erkenntnisse zur Brand- und Explosionsgefahr der Akkus von E-Scootern, die sich auf Unglücksfälle in London und Madrid beziehen. In Dresden und Chemnitz wartet man noch ab.

Großstadt-Erscheinung E-Scooter. Einer aktuellen Bewertung des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen zufolge ist bei ihnen die Wahrscheinlichkeit eines Akku-Brandes deutlich höher als bei anderen Elektrofahrzeugen.
Großstadt-Erscheinung E-Scooter. Einer aktuellen Bewertung des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen zufolge ist bei ihnen die Wahrscheinlichkeit eines Akku-Brandes deutlich höher als bei anderen Elektrofahrzeugen.  © Maik Börner

Es waren schockierende Bilder: Am 1. November 2021 fing ein E-Scooter in einer Londoner U-Bahn plötzlich an zu brennen. Fahrgäste warfen das Gefährt an der Station Parsons Green aus dem Zug. Dort brannte der Roller weiter, weil sich der Lithium-Ionen-Akku nicht mit herkömmlichen Feuerlöschern löschen ließ.

Am 17. Oktober 2023 setzte ein brennender Roller-Akku dann eine U-Bahn in Madrid in Flammen. Ein Waggon der Linie 2 brannte vollständig aus. Glücklicherweise wurde wie in London niemand schwer verletzt. Doch in beiden Metropolen gilt seitdem ein Mitnahmeverbot für E-Scooter im öffentlichen Nahverkehr.

Nun hat Leipzig zwar keine U-Bahn, doch die Verkehrsbetriebe (LVB) sehen die Gefahr gleichsam für Busse und Straßenbahnen. Grund seien aktuelle Bewertungen nach den internationalen Vorfällen, erklärte LVB-Sprecher Marc Backhaus und bezog sich auf eine Expertise des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV).

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Dessen Experten warnen vor der schnellen Rauchentwicklung bei Akku-Bränden. Da es in Bussen und Bahnen keine Rauchabsaugung gibt, seien die Fahrgäste den giftigen Brandgasen schutzlos ausgesetzt, heißt es in dem Papier.

Vor der U-Bahn-Station La Elipa in Madrid (rechtes Foto) liegt der Roller, dessen explodierter Akku im Oktober 2023 einen Waggon der Linie 2 in Brand gesetzt hat. Links: Die Feuerwehr Schleswig musste einen Kellerbrand löschen, den dieser Roller ausgelöst hatte.
Vor der U-Bahn-Station La Elipa in Madrid (rechtes Foto) liegt der Roller, dessen explodierter Akku im Oktober 2023 einen Waggon der Linie 2 in Brand gesetzt hat. Links: Die Feuerwehr Schleswig musste einen Kellerbrand löschen, den dieser Roller ausgelöst hatte.  © Montage: Sönke Schlossmacher, X
Brennende Lithium-Ionen-Akkus lassen sich nur im Wasserbad schnell löschen. Immer mehr Feuerwehren führen deshalb entsprechende Bassins mit.
Brennende Lithium-Ionen-Akkus lassen sich nur im Wasserbad schnell löschen. Immer mehr Feuerwehren führen deshalb entsprechende Bassins mit.  © André Maerz

Ab 1. Mai müssen E-Roller nun draußen bleiben. Ausgenommen vom Verbot seien Elektro-Rollstühle, Pedelecs und Elektromobile für Behinderte, so Backhaus, weil deren Akkus höhere Sicherheitsanforderungen erfüllen.

Auch in Dresden ist das VDV-Papier bekannt. "Dieses Thema beschäftigt uns auch, wir haben aber noch keine endgültige Entscheidung getroffen", erklärte DVB-Sprecher Falk Lösch. Mit Fachleuten werde die Gefahr derzeit analysiert.

Im Verkehrsverbund Mittelsachsen, zu dem auch Chemnitz gehört, sei ein Mitnahmeverbot derzeit nicht geplant, erklärte Sprecher Falk Ester. Gleichwohl liefen unter den Verkehrsunternehmen Gespräche zu dieser Thematik.

Eine Straßenbahn kreuzt den Leipziger Augustusplatz - ab 1. Mai dürfen keine Elektroroller mehr in die Tram.
Eine Straßenbahn kreuzt den Leipziger Augustusplatz - ab 1. Mai dürfen keine Elektroroller mehr in die Tram.  © Ralf Seegers

Auch die Deutsche Bahn will E-Scooter vorerst nicht aus ihren Zügen verbannen. Vorausgesetzt, sie seien als "Handgepäck" zusammenklappbar, wie eine Sprecherin betonte.

Titelfoto: Montage: X, Maik Börner

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