Lauterbachs Krankenhaus-Reform: Landkreise zittern um ihre Kliniken
Dresden - Die neuen Pläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (60, SPD) für eine Krankenhausreform stoßen in Sachsen auf große Skepsis und Widerstand.
"Die aktuellen Reformpläne des Bundesgesundheitsministeriums haben Vor-, aber auch Nachteile für unseren Landkreis", erklärt dazu Kati Kade (49), die Beigeordnete für Gesundheit, Soziales und Ordnung des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Lauterbach strebt eine Abkehr vom System der Fallpauschalen an, um den ökonomischen Druck von den Krankenhäusern zu nehmen. Gleichzeitig will er die Spezialisierung der Hospitäler vorantreiben und eine sogenannte Vorhaltepauschale einführen, die gerade kleinen Standorten im ländlichen Raum zugutekommen könnte.
"Die restriktiven Kombinationen von Leistungsgruppen und Krankenhaus-Leveln könnten dagegen die Erreichbarkeit der Einrichtungen verschlechtern, ohne einen nachweisbaren Beitrag für eine gute Patientenversorgung zu leisten", schränkt Kati Kade aber ein.
Müller: "Über sächsische Krankenhäuser muss in Dresden und nicht in Berlin entschieden werden"
Die Beigeordnete befürchtet, dass sich durch die Reform die Patientenströme deutlich verschieben und sich Wege und Wartezeiten verlängern werden. Gerade die Einstufung der Krankenhäuser wird spürbare Auswirkungen auf die medizinische Infrastruktur im Landkreis haben, meint sie.
Veronika Müller (40) will das nicht hinnehmen. Die Vize-Geschäftsführerin des sächsischen Landkreistages sagt: "Über sächsische Krankenhäuser muss in Dresden und nicht in Berlin entschieden werden. Wir brauchen eine Politik, die eine verlässliche Versorgung im ländlichen Raum garantiert."
Bis zum Sommer 2023 sollen die Gespräche zwischen Bund und Ländern in einen Gesetzentwurf münden.
Das sind Sachsens Gesundheitseinrichtungen
In Sachsen gibt es 78 Krankenhäuser mit insgesamt 25.151 Betten sowie 51 Reha- und Vorsorgeeinrichtungen mit 8600 Betten. Die Größe der Krankenhäuser ist dabei sehr unterschiedlich. So nennt die Statistik im Landkreis Bautzen acht Krankenhäuser mit insgesamt 1662 Betten. Die drei Chemnitzer Kliniken besitzen zusammen 2242 Betten.
Die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping (64, SPD) treibt gegenwärtig die regionale Krankenhausplanung voran. Dabei geht es ihr vor allem auch um Klinikkapazitäten und Fachausrichtungen. Sie wünscht und fordert dabei mehr Engagement der Landkreise. Diese sollen sich in Regionalkonferenzen einbringen.
Vergangene Woche beschäftigte sich der Landtag mit der künftigen Krankenhauslandschaft von Sachsen. Die Union pocht in der Debatte um die bundesweite Krankenhausreform auf Befugnisse des Landes.
So lehnt MP Kretschmer (47, CDU) grundsätzlich Eingriffe des Bundes in die Krankenhäuser-Infrastruktur ab.
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