Wer liegt wirklich vorn? Wahl-Umfragen werden zur Achterbahn für Parteien
Dresden - Kurz vor der Landtagswahl gleichen die Wahlumfragen für die Parteien einer Achterbahn. Drei Institute, die in überschneidenden Zeiträumen jeweils mehr als 1000 Sachsen befragten, kommen zu abweichenden Ergebnissen.
Am 9. August vermeldete die Forschungsgruppe Wahlen nach einer Telefon- und SMS-Befragung von 1003 zufällig ausgewählten Personen im Zeitraum 5. bis 8. August die CDU mit 34 Prozent weit vor der AfD mit 30 und dem BSW mit 11 Prozentpunkten.
Die Linken wären mit 4 Zählern raus aus dem Parlament. SPD und Grüne wurden bei jeweils 6 Prozent verortet.
Nur sieben Tage später erklärte das Meinungsforschungsinstitut INSA die AfD mit 32 Prozent zum Spitzenreiter. Die CDU käme demnach nur auf 29 Prozent, das BSW auf beachtliche 15. Grüne, Linke und SPD auf jeweils 5 Prozent. 1500 Personen einer ausgewählten Gruppe wurden vom 5. bis 12. August online befragt.
Am Montag nun zog Forsa nach und präsentierte seine zwischen dem 7. und 14. August ebenfalls online erhobenen Ergebnisse (1041 Befragte). Diese sehen nun wieder die CDU in Front - 33 Prozent. Die AfD folgt mit 30 und das BSW mit 13 Prozent. Die Linke wäre mit 3 Prozent wieder draußen.
Grüne und SPD verharren bei jeweils 6 Prozent. Allen drei Umfragen ist immerhin gemein, dass sie die "Sonstigen" bei 9 Prozent verorten und weder Freie Wähler noch FDP die 5-Prozent-Hürde nehmen würden.
2021 lagen die Umfragen daneben
Doch wie kann es sein, dass bei nahezu gleichen Befragungszeiträumen derart abweichende Ergebnisse zutage treten? Wahltrends zu erkennen sei heute schwieriger, da die Bindung an traditionelle Parteien schwächer werde, erklärt der Berliner Wahlforscher Thorsten Faas.
Viele Menschen seien bis kurz vor dem Wahltag noch unentschlossen. Auch gebe es Befragte, die unwahre Antworten geben: "Weil sie wissen, dass ihre Traumpartei umstritten ist."
Dass Umfragen auch total danebenliegen können, zeigte die Landtagswahl 2021 in Sachsen-Anhalt. Wie heute in Sachsen hatten die Institute damals ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und AfD vorhergesagt. Bei der Wahl siegte dann die Union mit 16 Prozentpunkten Vorsprung.
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