Kretschmer nach Wahlfinale in Sachsen erleichtert: "Stehen bereit, Verantwortung zu übernehmen"
Dresden - Erleichterung bei der CDU, kein blaues Wunder für die AfD, Jubelstimmung bei der SPD und Spannung bis zum Schluss - ein Wahlfinale der Emotionen! Schon kurz nach Schließung der Wahllokale war absehbar: Die CDU kann die meisten Wählerstimmen auf sich vereinigen. Die Überraschung lieferte die SPD. Mit solch einem Abschneiden haben viele selbst in der eigenen Partei nicht gerechnet. TAG24 berichtet außerdem > hier im Liveticker.
Nach den ersten Hochrechnungen lag die CDU mit einem wirklich hauchdünnen Vorsprung vor der AfD. Und der schrumpfte im Laufe des Abends weiter. Doch bis zum Schluss sah es so aus, als habe die AfD im Vergleich zur Landtagswahl vor fünf Jahren zwar zulegen können, aber die Mehrheit tatsächlich knapp verfehlt.
Drittstärkste Kraft wurde aus dem Stand, wie vielfach prognostiziert, das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit einem knapp zweistelligen Ergebnis, gefolgt von SPD und Grünen, die beide einstellig blieben.
Die Linke wiederum verfehlte die 5-Prozent-Hürde zwar, wird mit zwei Direktmandaten aber dennoch in den Landtag einziehen.
In einer ersten Reaktion sagte CDU-Landes-Chef und Spitzenkandidat Michael Kretschmer (49), man habe allen Grund zum Feiern. Er kam mit Ehefrau Annett Hoffmann zur Wahlbeobachtungsparty der CDU in den Landtag.
"Wir stehen mit diesem Ergebnis bereit, weiter Verantwortung für dieses Land zu übernehmen", sagte er mit Nachdruck. Aber die Strapazen des Wahlkampfs standen ihm ins Gesicht geschrieben.
Am Sonntag waren rund 3,3 Millionen Wahlberechtigte in Sachsen in 60 Wahlkreisen zur Landtagswahl aufgerufen. Die Wahlbeteiligung war hoch. Sie lag bei etwa 74 Prozent, 2019 waren es noch 65 Prozent.
Ein Kommentar zur Sachsen-Wahl von Sebastian Günther
Was für ein knappes Ergebnis. Es mag zwar einige in Sachsen erleichtern, dass keine als gesichert rechtsextrem geltende Partei als klarer Wahlsieger hervorgeht. Aber ein wirklich großer Stein fällt da wohl keinem vom Herzen.
Denn nachdem schon vor fünf Jahren Kretschmers CDU nur knapp gewinnen konnte, war ein Vorsprung, sofern man ihn überhaupt noch so nennen kann, zwischenzeitlich kaum noch messbar. Von einem Wahlsieger kann also nicht wirklich gesprochen werden.
Für Kretschmer bedeutet das mal wieder ein Kraftakt. Er müsste ein Bündnis mit Linken bilden, und das, obwohl mehr als zwei Drittel des Landes Mitte-Rechts gewählt haben.
Nun könnte man meinen, er hat das ja schon einmal geschafft. Doch die Gemengelage wird immer komplizierter. Für eine Regierungsbildung ist nur ein Bündnis mit der Partei BSW möglich, die sich aus den Linken gebildet hat. In der Vergangenheit eine undenkbare Verbindung.
Zuzutrauen ist Kretschmer auch dieser Drahtseilakt. Er hat sich nicht nur in den vergangenen Jahren als geschickter Politiker bewiesen.
Aber der Anspruch, ein guter Ministerpräsident aller Sachsen zu sein, ist bei diesem Wahlergebnis eine große Herausforderung.
Eine, die auch die Frage zulässt, wie lange dieses Herumbalancieren um die AfD überhaupt noch gutgehen kann. Macht offensichtlich genau dieses Agieren die Rechten immer stärker.
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