Ausgangsanalyse zur Landtagswahl: Deshalb wird Sachsens neue Regierung ein Überraschungsei

Dresden - Der Countdown läuft! In 47 Tagen wird in Sachsen ein neuer Landtag gewählt. Noch nie waren die Ausgangskonstellationen für eine Regierungsbildung so kompliziert wie diesmal. Vom Bündnis zwischen Christdemokraten und Postkommunisten bis hin zur Machtübernahme der AfD scheint diesmal alles möglich. Ein Überblick.

Diesmal hart umkämpft: der Plenarsaal des Sächsischen Landtags mit seinen derzeit 119 Abgeordnetensitzen.
Diesmal hart umkämpft: der Plenarsaal des Sächsischen Landtags mit seinen derzeit 119 Abgeordnetensitzen.  © Sebastian Kahnert/dpa

Biedenkopf, Milbradt, Tillich, Kretschmer - seit seiner Wiedergründung 1990 ist der Freistaat Sachsen fest in schwarzer Hand. Bis 2004 hatte die CDU die Alleinherrschaft, danach hielt sie sich mit Koalitionen an der Macht, die jedoch von Legislatur zu Legislatur wackeliger wurden.

Dass das nun auslaufende Kenia-Bündnis aus CDU, SPD und Grünen nach dem 1. September eine Neuauflage erlebt, gilt angesichts der Umfragen als wenig wahrscheinlich. Grüne und Sozialdemokraten sind so weit abgerutscht, dass sie inzwischen um ihren Wiedereinzug ins Parlament kämpfen müssen.

Stärkste Kraft im (Umfragen-)Land ist aktuell die AfD mit knapp über 30 Prozent, die CDU folgt mit 29. Mit einem solchen Wahlsieg könnten die Rechtspopulisten jedoch nichts anfangen.

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Da sämtliche Landtagsparteien eine Koalition mit der AfD bereits ausgeschlossen haben, müsste die Partei noch deutlich zulegen, um an die Macht zu kommen.

"40 Plus" hat AfD-Spitzenkandidat Jörg Urban (59) das Ziel am Samstag ausgerufen. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eher gering ist, ausgeschlossen ist ein solcher Coup nicht. Vor allem dann nicht, wenn sich die Berliner Ampel-Koalition weitere Patzer erlaubt und die Menschen im Land noch mehr frustriert.

Blick nach unten: SPD-Spitzenkandidatin Petra Köpping (66) muss kämpfen, um mit ihrer Partei nicht unter die Fünf-Prozent-Hürde zu rutschen.
Blick nach unten: SPD-Spitzenkandidatin Petra Köpping (66) muss kämpfen, um mit ihrer Partei nicht unter die Fünf-Prozent-Hürde zu rutschen.  © Robert Michael/dpa
Er meldet schon mal Machtansprüche an: AfD-Landeschef Jörg Urban (59) will die absolute Mehrheit erringen.
Er meldet schon mal Machtansprüche an: AfD-Landeschef Jörg Urban (59) will die absolute Mehrheit erringen.  © Sebastian Willnow/dpa
Der Weg zum Landtag - 19 Parteien wollen ihn zur Wahl am 1. September erfolgreich absolvieren.
Der Weg zum Landtag - 19 Parteien wollen ihn zur Wahl am 1. September erfolgreich absolvieren.  © Robert Michael/dpa

Regierungskoalition aus CDU und BSW möglich

Hat laut Umfragen nicht viele Machtoptionen: Sachsens Ministerpräsident und CDU-Chef Michael Kretschmer (49).
Hat laut Umfragen nicht viele Machtoptionen: Sachsens Ministerpräsident und CDU-Chef Michael Kretschmer (49).  © Imago

Mit der Berliner Politik hadert auch CDU-Spitzenmann Michael Kretschmer (49). In Talkshows hatte er bereits konstatiert, dass die Menschen kaum noch zwischen Bundes- und Landespolitik unterscheiden. So bekommt die Landes-CDU aktuell auch jede Menge Bundes-Frust ab.

Beispiel: Während Kretschmer offen seine Antipathie zu den Grünen auslebt und mit ihnen nicht mehr koalieren will, flirtet CDU-Bundes-Chef Friedrich Merz (68) ebenso offen mit der Öko-Partei. Welcher CDU soll der konservativ wählende Sachse nun glauben?

Verteidigen könnte Kretschmer die schwarze Regentschaft mit den Newcomern des BSW (Bündnis Sahra Wagenknecht), die bei den letzten Umfragen stabil bei 15 Prozent lagen.

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Zwar fremdelt der CDU-Kandidat öffentlich noch mit der Postkommunistin Sahra Wagenknecht (55). Doch ist er schlau genug, zu wissen, dass das die vermutlich einzige Option einer schwarz geführten Regierungskoalition sein könnte.

Es sei denn, Kretschmer wählt den indirekten Weg: eine Minderheitsregierung, die sich vom BSW tolerieren lässt.

Titelfoto: Bildmontage: Sebastian Kahnert/dpa, Robert Michael/dpa, Sebastian Willnow/dpa

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