Wer koaliert mit wem? Eine Woche vor der Wahl wird der Ton nochmal rauer
Dresden - Endspurt im Landtagswahlkampf: Die Parteien haben ihre Zurückhaltung aufgegeben. Damit sind die Töne im Wahlkampf schärfer geworden, die Koalitionsaussagen noch klarer.
Ein Rasenmäher fährt über eine Wiese. Der Zuschauer hat den direkten Blick von oben über das Gartengerät auf die Halme. "Kann man beim Mähen Grün kurz halten?", fragt eine Stimme aus dem Off in dem CDU-Podcast, den auch Generalsekretär Alexander Dierks (36) auf Facebook gepostet hat.
CDU-Chef und Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) wettert schon seit Monaten gegen die Grünen. Er hatte zudem wiederholt das Lieblingsprojekt der Grünen, die Energiewende, für gescheitert erklärt.
Jetzt schießt Vize-Ministerpräsident und Energieminister Wolfram Günther (51, Grüne) zurück: Kretschmer wette auf Kohle, Atomstrom und Verbrenner und setze damit Sachsens Zukunft aufs Spiel. Zudem lasse der MP auch die im Stich, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren, so Günther.
"Das ist ein Problem für unsere Gesellschaft." Und mit Blick auf die Zuwanderung auch für die Wirtschaft, so der grüne Minister. Trotzdem wollen die Grünen wieder mit der CDU koalieren, heißt es im Regierungsprogramm von vergangener Woche - wenn sie denn den Einzug in den Landtag wieder schaffen und gefragt werden.
Neue Umfrage sieht AfD vorn
Wirtschaftsminister Martin Dulig (50, SPD) indes attackiert das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW): "Mir fehlt die Fantasie dafür, wie man mit einer Partei zusammenarbeiten soll, deren Propaganda in Russland geschrieben wird", sagt er in seinem Podcast "Debatte in Sachsen", obwohl die SPD grundsätzlich mit dem BSW will.
Eine solche Zusammenarbeit kann sich auch CDU-Bundes-Chef Friedrich Merz (68) vorstellen, wie er bei Wahlkampfauftritten in Sachsen sagte. Eine Kooperation mit der AfD würde die CDU dagegen "umbringen".
Sahra Wagenknecht (55, BSW) will wiederum "nicht reflexhaft alles ablehnen, was von der AfD kommt", wie sie der Berliner Zeitung sagte.
Koalitionsaussagen sind das eine, Wahlergebnisse das andere. Die neueste Wahlumfrage des Instituts Insa für Bild sieht am kommenden Sonntag die AfD (32 Prozent) vorn, dahinter die CDU (30), dann das BSW (15). In dieser Konstellation wäre eine Koalition ohne Beteiligung der AfD nur mit dem BSW möglich.
Titelfoto: IMAGO/Wolfgang Maria Weber