Ex-"Unter uns"-Star teilt vor Sachsenwahl heftig gegen die AfD aus

Leipzig - Er ist international bekannter Opernsänger, war in zahlreichen deutschen Serien zu sehen und hat vor der sächsischen Landtagswahl am 1. September ein klares Statement: Björn Casapietra (49) positioniert sich gegen Rechts und den Aufschwung der Alternative für Deutschland (AfD).

Björn Casapietra (49) ist Opernsänger und Schauspieler, positioniert sich vor der anstehenden Landtagswahl in Sachsen klar gegen die AfD und Rechts.
Björn Casapietra (49) ist Opernsänger und Schauspieler, positioniert sich vor der anstehenden Landtagswahl in Sachsen klar gegen die AfD und Rechts.  © PR

Der im italienischen Genua geborene Musiker und Schauspieler sieht sich selbst als halber Sachse. "Mein Vater, der Dirigent Herbert Kegel, war Chef der Dresdner Philharmonie und leidenschaftlicher Sachse." Es sei ihm wichtig, dass der Freistaat demokratisch, humanistisch und menschlich bleibt.

"Die Sachsen sind ein großartiges Publikum und diese Menschen haben es schlicht nicht verdient, von einem menschenverachtenden, rassistischen, empathielosen, rückwärtsgewandten und gefährlichen Pack regiert zu werden", wird Casapietra deutlich.

Was glauben Sie, müssten die Parteien und Einwohner in Sachsen tun, um die AfD hinter sich zu lassen?

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"Das große Problem heißt DDR. Zwei Diktaturerfahrungen wurden in Ostdeutschland nicht aufgearbeitet. Das wirkt bis heute nach und erleichtert der völkisch-nationalistischen AfD ihr geschichtsvergessenes Spiel.

Und was da in 40 Jahren Misswirtschaft entstanden ist, lässt sich leider nicht so einfach wegwischen. Das Problem sind die fehlenden Arbeitsplätze. Die Menschen im Westen des Landes wählen genau aus diesem Grund nicht die AfD. Im Westen hat man lange Zeit ziemlich gute Erfahrungen mit Demokratie, mit sozialer Marktwirtschaft, mit Freiheit gemacht. Sogenannte "Fremde" gehörten dort schon viel länger zum Alltag. Man arbeitete miteinander, man lachte miteinander, man stritt miteinander und man versöhnte sich wieder."

Das Riesenproblem Abwanderung, dass man "mit einer rechtsextremen Partei wie der AfD" nicht schafft

Casapietras Vater Herbert Kegel (†70) war Chef der Dresdner Philharmonie und gehörte neben Kurt Masur (†88) zu den bedeutendsten Orchesterleitern der DDR.
Casapietras Vater Herbert Kegel (†70) war Chef der Dresdner Philharmonie und gehörte neben Kurt Masur (†88) zu den bedeutendsten Orchesterleitern der DDR.  © PR

Björn Casapietra sagt, dass wir aktuell im größten Wohlstand leben, den je eine Generation erreicht hat.

Niemals sei es einem Menschen in Deutschland besser gegangen, als heute. "Selbst die Ärmsten der Armen waren vor 30 oder 50 Jahren ärmer als heute. Faktisch hatte jeder durchschnittliche Facharbeiter in der BRD einen niedrigeren Lebensstandard als Hartz-IV-Empfänger heute."

Der 49-Jährige wünscht Sachsen mehr Arbeitsplätze, mehr Industrie, mehr Betriebe und sagt, dass die von Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl (†87) angekündigten blühenden Landschaften nicht gekommen seien.

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"Klar, die Orte sind alle hübsch hergerichtet, der Solidaritätszuschlag hat seine Wirkung nicht verfehlt. Aber die Menschen sitzen in ihren restaurierten Altstädten und haben nichts zu tun. Die Jungen wandern ab nach Baden-Württemberg oder Bayern, wo es Arbeit gibt und kommen jedes zweite Wochenende nach Hause. Und die Alten werden älter und älter. Das ist ein Riesenproblem, was angegangen werden muss."

Und genau das, so Casapietra, schaffe man nicht "mit einer rechtsextremen Partei wie der AfD, die nur das eine Thema hat, nämlich Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Demokratie ist immer schwer. Und immer ein langer Weg. Aber der einzige, der Sicherheit, Wohlstand und vor allem Frieden garantiert."

Casapietra: "Mit diesem Haufen dummer und unverbesserlicher Schwachköpfe muss man halt leben"

Jörg Urban (55) ist der AfD-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl am 1. September.
Jörg Urban (55) ist der AfD-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl am 1. September.  © Sebastian Willnow/dpa

Hat die AfD bereits ihren Höhepunkt erreicht oder werden wir länger von ihr hören?

"Ich bin überzeugt davon, dass die demokratischen Kräfte in Sachsen die Wahl gewinnen werden. Ansonsten müssen wir damit leben, dass es in Deutschland 15 Prozent gibt, die ich einem rechten, rechtspopulistischen Rand zuordnen würde. Diese 15 Prozent gibt es wahrscheinlich in jedem Land. Mit diesem Haufen dummer und unverbesserlicher Schwachköpfe muss man halt leben."

Das Problem heiße Ignoranz, Selbstgerechtigkeit und vielleicht Dummheit. "Und genau damit kann man jedes ertrunkene Baby, jedes in Syrien von Nägel-Fassbomben durchlöcherte Kind einfach wegwischen."

Der für "In aller Freundschaft", "Unter uns" und "Das Traumschiff" aktiv gewesene Schauspieler würde sich das Schulfach "Demokratie" wünschen. "Das haben wir nach der Wende alle verschlafen. Man dachte, die soziale Marktwirtschaft, die Segnungen des freien Westens würden ausreichen. Falsch gedacht."

Wie stellen Sie sich ein Sachsen vor, das von der AfD regiert wird?

Tenor Björn Casapietra war von 1994 bis 1996 der Armin Franke bei "Unter uns", stand unter anderem schon für "In aller Freundschaft" und anderen TV-Serien vor der Kamera.
Tenor Björn Casapietra war von 1994 bis 1996 der Armin Franke bei "Unter uns", stand unter anderem schon für "In aller Freundschaft" und anderen TV-Serien vor der Kamera.  © PR

"Bei einem Wahlsieg der AfD würde die Wirtschaft in Sachsen Federn lassen, Investoren würden abgeschreckt und nicht kommen, eine Stimmung von Hass und Hetze, schlechter Laune und Menschenfeindlichkeit wird sich etablieren.

Es wird massive Auswirkungen haben auf den Tourismus, die Kriminalität wird mehr werden, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt werden massiv zunehmen. Letztens habe ich einen schönen Satz gelesen: "Rechts ist jemand, der die Reichen schützt, indem er die Armen glauben lässt, das noch Ärmere Schuld an ihrer Situation sind."

Nie in der Geschichte habe eine rechte oder rechtsextreme Partei auf der Welt irgendetwas Gutes für ihr Land oder seine Bevölkerung getan. "Wir müssen nur mal nach Italien schauen, was Matteo Salvini [Innenminister und Lega-Chef] dort für ein Chaos anrichtet. Wir müssen nach Amerika schauen, zu diesem 13-jährigen im Weißen Haus. Oder zu Putin, der seine Kritiker ermorden lässt oder Demonstranten niederknüppelt. Und der sich natürlich freut, wenn rechte Parteien ein stabiles Europa destabilisieren.

Björn Casapietra ist laut eigenen Aussagen in der DDR aufgewachsen, sei 1989 bei den Demos vor der Berliner Volkskammer mitgelaufen, habe "Wir sind das Volk" gerufen. "Überlegen Sie mal, woher wir kommen. Wie es 1945 in diesem Land aussah und was wir dann 1989 erreicht haben. Wir haben dieses Land aus einer einmaligen Katastrophe wieder aufgebaut. Und das alles lass ich mir nicht kaputt machen. Nicht, von ein paar braunen Spacken die vor lauter Angst, gepaart mit Dummheit und Menschenhass, die Hosen gestrichen voll haben. Wir leben in einem großartigen weltoffenen Land. Und wir haben jeden Grund auf die letzten 70 Jahre wirklich stolz zu sein."

Der Opernsänger wird in diesem Jahr noch mehrfach in Sachsen auftreten. Mit seiner Tour "Hallelujah - die schönsten Himmelslieder" ist er am 31. August in Wurzen und am 6. September in Markkleeberg zu Gast. Hinzu kommt ein Weihnachtskonzert am 30. November in der Leipziger Peterskirche. Dann wird auch klar sein, wie gut die AfD wirklich bei der Landtagswahl 2019 abgeschnitten hat.

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