Kommentar zur Landtagswahl in Sachsen: Eine Wahl als Quittung
Leipzig/Dresden - Wahlen gelten immer auch als Tag der Abrechnung. Die politischen Verschiebungen in Sachsen zeigen, dass es diesmal knallhart kommen wird für die bisherigen Verantwortungsträger. Gründe dafür analysiert TAG24-Redakteur Alexander Bischoff in seinem Kommentar.
Die Anspannung vor der Sachsen-Wahl ist bereits mit Händen zu greifen. Übernimmt die AfD das erste Bundesland? Oder retten die Postkommunisten vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) dem schwarzen Regenten Michael Kretschmer noch mal den Allerwertesten?
Dass es zu solch einer Ausgangslage, wie aktuell in Umfragen manifestiert, gekommen ist, darf niemanden wundern, der in den vergangenen Jahren mit offenen Augen durchs Land gegangen ist.
Es ist vor allem die fast völlig fehlende Fehlerkultur der zuletzt politisch Handelnden. Fehler passieren jedem.
Doch das Unvermögen, Fehlentscheidungen zu korrigieren und Konsequenzen aus gemachten Fehlern zu ziehen, sich auch mal zu entschuldigen, hat die Menschen von den etablierten Politikanbietern abrücken lassen.
Hätte bessere Aufarbeitung der Corona-Zeit die AfD aufhalten können?
In Sachsen war vor allem die Corona-Zeit mit ihren gravierenden und teils völlig überzogenen Eingriffen in Grundrechte, mit ihrer Ausgrenzung und Herabwürdigung von Andersdenkenden ein wahrer Turbo für die AfD.
Bis heute gibt es im Freistaat keine ehrliche Aufarbeitung dieser gesellschaftsspaltenden Jahre, erst recht keine Entschuldigung bei den Menschen, die ungeimpft von Politikern und ihren Beratern als Treiber der Pandemie gegeißelt wurden.
Gerade Ministerpräsident Michael Kretschmer hat sich mit seinem Wegducken in dieser Frage selbst in die heutige Bredouille gebracht.
Ich glaube, mit einer ehrlichen, vor allem ideologiefreien Aufarbeitung der Corona-Zeit hätte er die AfD in Sachsen locker auf Distanz halten können.
Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch, picture alliance/dpa