Mithilfe von SPD-, FDP- und Grünen-Wählern: So will Kretschmer die AfD in Sachsen stoppen
Dresden - Im Sport würde man von "Crunchtime" sprechen - die kurze, entscheidende Phase am Ende eines engen Spiels. Eben jene ist nun im Wahlkampf, knapp vier Wochen vor der sächsischen Landtagswahl, erreicht. CDU und AfD liefern sich in Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) hofft auf Stimmen, die normalerweise woanders landen würden.
In Sachsen lag die AfD bei Umfragen Ende Juni zuletzt mit 30 Prozent auf dem ersten Platz, knapp dahinter die CDU mit 29 Prozent. FDP und Linke scheinen die Fünf-Prozent-Hürde (deutlich) zu verfehlen. SPD und Grüne könnten es knapp in den Landtag schaffen. Für das BSW werden rund 15 Prozent der Stimmen prognostiziert.
Diesen Umstand will sich Kretschmer nun zunutze machen. Mit dem Blick auf die Umfragewerte forderte er die Wähler etablierter Parteien auf, am 1. September für die CDU zu stimmen. "Wenn man möchte, dass diesem Land Stabilität gegeben wird, dann muss man jetzt bei dieser Wahl strategisch wählen", sagte er im "Frühstart" bei RTL/ntv.
Die Christdemokraten seien die einzige etablierte Partei, die eine Chance habe, die Regierung zu bilden. Man habe bereits bewiesen, dass man das auch könne.
Es scheint nicht so, als würde der Ministerpräsident davon ausgehen, dass er oder seine Konkurrenten die Wähler knapp einen Monat vor der Landtagswahl noch mit Inhalten von ihren Parteien überzeugen könnten. Aber: "Das muss uns mittel- und langfristig gelingen, weil nur so können wir die Demokratie erhalten".
Schlechte Stimmung bei den Wählern? Michael Kretschmer sucht Schuld bei der Bundesregierung
Die Schuld an der politischen Stimmung und dem Erstarken der AfD im Freistaat sieht der 49-Jährige indes weniger bei sich - er steht seit Ende 2017 an der Spitze der sächsischen Landesregierung - oder seiner Partei, sondern bei den Themen Migration, Umgang mit Russland sowie dem "übergriffigen Staat" und den "hohen Energiekosten, die den Menschen Angst machen".
Die Bundesregierung würde "das Land den Populisten ausliefern", behauptete Kretschmer. Statt die Agenda abzuarbeiten, würde die Ampel "Randthemen" und "Wokeness-Themen" aufmachen.
Wenn sie die Probleme lösen würde, "die aus Sicht der Bevölkerung die drängendsten sind, dann wird dem Populismus der Nährboden entzogen".
Eine Zusammenarbeit mit der AfD sei laut dem CDU-Politiker indes weiterhin keine Option. Beim BSW wisse man nicht, "was die wollen".
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