Grünen-Kandidatin Katja Meier: Für eine Regierungsbeteiligung stellt sie Bedingungen
Dresden - Am 1. September ist Landtagswahl. Die Abstimmung wird spannend wie nie, erst recht die Regierungsbildung. Gibt es ein Dreierbündnis aus CDU, SPD und Grünen - oder gar Rot-Rot-Grün? In loser Folge begleitet TAG24 Spitzenkandidaten. Heute: Katja Meier (39), Grüne.
Bloß nicht täuschen lassen! Diese Frau ist richtig wichtig und könnte bald eine tragende Rolle spielen: Katja Meier (39).
Doch kein Kandidat tritt im laufenden Wahlkampf so vorsichtig, ja bescheiden auf.
Dabei ist Meier landauf, landab präsent. Selbst in Berlin war sie jüngst vor der Berliner Presse für ihre Partei zugange.
Die Bundesspitze dankt es ihr mit Dauerpräsenz in Sachsen: Meier und Robert Habeck (49), Bundesboss von Bündnis 90/Grüne, zur Betriebsführung bei Riesa Nudeln; Meeting mit Bundes-Chefin Annalena Baerbock (38) am Dresdner riesa efau; Natur-Frühstück mit Wahlkampfhelfern samt Baerbock bei Moritzburg.
Sie alle wissen: 11 oder 12 oder 13 Prozent sind in Sachsen drin. An der Regierung wären sie so höchstwahrscheinlich beteiligt - als Schwarz-Rot-Grün bzw. Rot-Rot-Grün. Eine Ministerin Meier liegt nahe.
Meier redet nur über das, wovon sie Ahnung hat
Doch wer ist Katja Meier? Eine links-grün Engagierte, die, wenn sie überhaupt privat etwas gucken lässt, auf ihre Vergangenheit als Bassistin in einer Punkband und als Sportlerin verweist.
Das Privateste aktuell: Sie lebt in einer WG in Dresden, Mitmieterin ist eine Frau. Sie ist gern in der Lausitz. So viel Zurückhaltung provoziert.
Wer also ist KM? Eine Strategin. Seit ihren ersten Schritten bei den Grünen 2005 war sie in Strippenzieher-Abteilungen beschäftigt. Sie ist innerparteilich überregional extrem vernetzt.
Das Studium hat ihr den Blick für die Welt geweitet, zum Beispiel auf russisches Machtstreben.
So gewinnt bei ihr, wenn es um die Präsenz von Nato-Truppen im Baltikum geht, Pragmatismus gegen Pazifismus.
Immer wieder wird klar: Sie redet nur über das, wovon sie Ahnung hat. Über das (noch immer fehlende) sächsische Informationsfreiheitsgesetz; sie kennt die Zahl der Windräder in Sachsen aus dem Effeff, weiß aber um verbundene Ängste. Ausweichen is nich.
Oder nur ein wenig: Der Koalitionsfrage und ihrer Rolle dabei weicht sie professionell aus, sagt zumindest: "Wer sich dem Kohleausstieg oder dem Pfad dahin entgegenstemmt, mit dem gibt es keine Grundlage für eine Zusammenarbeit."
Und für Zuschnitt der Ministerien bekennt sie: "Ich fände es gut, wenn ein Gleichstellungsministerium kein Anhängsel des Sozialministeriums ist."
Kurzportrait: Das ist Katja Meier
Katja Meier wurde 1979 in Zwickau geboren. Nach dem Abitur studierte sie bis 2004 Politikwissenschaft/Neuere Geschichte sowie Neuste Geschichte/Soziologie in Jena, Münster, ergänzt durch Baltische Studien in Estland!
Anschließend, 2005, ging sie als Vorstandsreferentin zu den hessischen Grünen nach Wiesbaden. 2005 ist auch das Eintrittsjahr in die Partei.
Von Hessen aus wechselte sie 2010 als Referentin der Geschäftsführung in die Landtagsfraktion nach Dresden.
2015 kam sie hier als Nachrückerin auch als Parlamentarierin in den Landtag: Der damalige Landes-Chef Jürgen Kasek (38) hatte auf seinen Anspruch aus dem Wechsel der Abgeordneten Eva Jähnigen (53) ins Dresdner Rathaus verzichtet.
Meier ist für den 1. September übrigens nicht allein Spitzenkandidatin ihrer Partei. Sie tritt gemeinsam mit Wolfram Günther (46) aus Leipzig an.
Das wollen Sachsens Grüne
Das Wahlprogramm ist "weltoffen, ökologisch, gerecht" überschrieben. Und mit dem ureigenen Feld, nämlich Natur- und Umweltschutz, beginnen die Grünen das Papier auch:
"Wir müssen alles dafür tun, die Artenvielfalt bei uns in Sachsen zu erhalten und zu vermehren", heißt es kategorisch.
Beim Reizthema Migration wollen die Grünen "Offenheit und Neugier sowie die Bereitschaft zu Akzeptanz und Respekt - auf Seiten der aufnehmenden Gesellschaft genauso wie auf Seiten der zugewanderten Menschen".
Im 87-seitigen Programm werden dazu viel Detaillösungen benannt, unter anderem die "Eindämmung des Flächenverbrauchs" und der Erosionsschutz.
Es finden sich aber auch Widersprüche: So sind die sächsischen Grünen strikt gegen einen Ausbau von Elbestaustufen oder -begradigungen, die wiederum die Güterschifffahrt unterstützen würden. Andererseits wird die Zunahme des Schwerlastverkehrs kritisiert und bekämpft.
Mehr aus unserer Serie über Spitzenkandidaten
TAG24 hat in den letzten Wochen auch andere andere Spitzenkandidaten bereits näher vorgestellt und interviewt. Nachfolgend haben wir für Euch die Artikel noch einmal verlinkt:
- Michael Kretschmer (CDU)
- Martin Dulig (SPD)
- Rico Gebhardt (Die Linke)
- Katja Meier (Grüne)
- Cathleen Martin (Freie Wähler)
- Holger Zastrow (FDP)
- Jörg Urban (AfD)
Titelfoto: Steffen Füssel