Im Porträt: Warum Petra Köpping großer Fan der schwimmenden Kirche ist

Dresden - Am 1. September wird in Sachsen ein neuer Landtag gewählt. TAG24 hat die Spitzenkandidaten der aussichtsreichsten Parteien an ihren Lieblingsplätzen getroffen. Im Gespräch erzählten die Politiker, was sie inspiriert, welche Hobbys sie pflegen und was sie tagtäglich bei ihrer Arbeit motiviert. Heute: Petra Köpping (66) von der SPD.

Die SPD-Frontfrau Petra Köpping (66) am Störmthaler See.
Die SPD-Frontfrau Petra Köpping (66) am Störmthaler See.  © Ralf Seegers

Ein böiger Sommerwind schiebt eine Jolle über den Störmthaler See südöstlich von Leipzig. Das kleine Segelboot hält Kurs auf die schwimmende Kirche Vineta. Seinem Ritt über Wellen folgen einige Spaziergänger am Ufer gebannt mit den Augen.

Petra Köpping blickt lächelnd über die Wasserfläche hinüber zum Boot: "Dieser See hat einen Platz in meinem Herzen. Ich durfte ihn als Bürgermeisterin und Landrätin mitgestalten. In der Vineta habe ich vor elf Jahren geheiratet."

Wenn die Ministerin hier am Störmthaler See lebhaft in Erinnerungen schwelgt, gewinnt man rasch den Eindruck, dass sie zu jedem Baum, Busch und Stein an dem Tagebaurestloch eine Beziehung hat. "Bei der Entwicklung des Leipziger Neuseenlandes stand 1994 für uns im Vordergrund, dass jeder See ein Alleinstellungsmerkmal bekommt."

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Sie hat nicht vergessen, dass mancher sie damals hinter ihrem Rücken "Spinnerin" nannte, als sie für die Idee einer neuen Tourismusregion im Revier warb.

Die Spitzenkandidaten im Überblick

Köpping: Wir sollten in Sachsen häufiger wieder stolz auf uns sein

Umstritten: Vor laufender Kamera ließ sich die Gesundheitsministerin 2021 mit dem Impfstoff von Astrazeneca gegen das Coronavirus impfen.
Umstritten: Vor laufender Kamera ließ sich die Gesundheitsministerin 2021 mit dem Impfstoff von Astrazeneca gegen das Coronavirus impfen.  © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Köpping: "Ich kann das den Menschen bis heute nicht verdenken. Schließlich hat der Braunkohlebergbau die Region geprägt. Im Ruhrgebiet hatten die Menschen 30 Jahre Zeit für die Umstrukturierung. Hier hat sich mit dem Mauerfall quasi über Nacht alles verändert."

Die Umbrüche nach der Wende, die Nicht-Anerkennung von ostdeutschen Lebensleistungen, die Narben auf den Seelen der Ossis - das sind Themen, die Petra Köpping nicht loslassen. Dass mancher im Westen heute anders auf Sachsen blickt, dazu hat sie mit ihrem Buch "Integriert doch erst mal uns!" beigetragen.

"Wir sollten in Sachsen häufiger wieder stolz auf uns sein. Wir haben hier so viel geschafft! Traurig, dass man das so oft vergisst", sagt Petra Köpping nachdenklich.

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Es bereitet ihr Sorgen, wie mies mitunter die Stimmung im Land ist. Sie will mit der SPD weiter Regierungsverantwortung im Freistaat tragen. Zum Ministerpräsidenten hat sie einen guten Draht, das war im Wahlkampf immer wieder zu beobachten.

SPD strebt perspektivisch Erhöhung des Mindestlohnes auf 15 Euro an

Köpping (66) im Gespräch mit TAG24-Redakteurin Pia Lucchesi.
Köpping (66) im Gespräch mit TAG24-Redakteurin Pia Lucchesi.  © Ralf Seegers

Sie setzt als Gesundheitsministerin die Priorität auf die flächendeckende Sicherstellung von medizinischer Versorgung und Pflege sowie Investitionen in Krankenhäuser, Gesundheitszentren auf dem Land und Maßnahmen gegen den Ärztemangel.

"Mit Investitionszuschüssen wollen wir sächsische Gemeinden bei der Einrichtung von kommunalen medizinischen Versorgungszentren unterstützen", sagt sie.

Die SPD strebt perspektivisch die Erhöhung des Mindestlohnes auf 15 Euro an sowie die Einführung eines sächsischen Vergabemindestlohns. Zur Stärkung der Kommunen will die Partei, dass mehr Pauschalen ausgezahlt werden.

Mit langfristigen Investitionsbudgets sollen Gemeinden in die Lage versetzt werden, regional zusammenzuarbeiten. Akzente setzt sie zudem bei der Förderung von Familien und der Berufsorientierung junger Menschen in den Schulen.

Ministerin ist schon siebenfache Oma

Köpping 2015 auf einer Demo.
Köpping 2015 auf einer Demo.  © Thomas Türpe

Petra Köpping kam 1958 in Nordhausen zur Welt und wuchs bei den Großeltern auf dem Land bei Grimma auf.

Als Schülerin verschrieb sie sich dem Fünfkampf und Leistungssport. In der 11. Klasse wurde sie schwanger.

Nach einem Fernstudium der Staats- und Rechtswissenschaften war sie 1989/90 Bürgermeisterin von Großpösna, dann DAK-Außendienstmitarbeiterin und 1994 bis 2001 wieder Bürgermeisterin von Großpösna.

Bis 2008 hatte sie das Amt der Landrätin des Landkreises Leipzig inne. Bevor sie 2014 Gleichstellungs- und Integrationsministerin wurde, war sie Landtagsabgeordnete.

Seit Dezember 2019 ist Köpping Sachsens Gesundheitsministerin. Sie ist verheiratet, hat drei Kinder und sieben Enkel.

Titelfoto: Bildmontage: Ralf Seegers

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