Hoffnung auf ersten Landtags-Einzug der Freien Wähler: Matthias Berger will gern ein Ministerium abschaffen
Grimma - Am 1. September wird in Sachsen ein neuer Landtag gewählt. TAG24 hat die Spitzenkandidaten der aussichtsreichsten Parteien an ihren Lieblingsplätzen getroffen. Im Gespräch erzählten die Politiker, was sie inspiriert, welche Hobbys sie pflegen und was sie tagtäglich bei ihrer Arbeit motiviert. Heute: Matthias Berger (56) von den Freien Wählern.
Grimma zeigte sich am vergangenen Sonntag von seiner sportlichen Seite. Beim Muldental-Triathlon liefen Athleten zu Höchstform auf. Hunderte Fans sahen ihnen dabei zu. Eine gelungene Veranstaltung - ganz nach dem Geschmack des amtierenden Oberbürgermeisters Matthias Berger.
"Ich wäre gern wieder selbst gestartet, habe aber gerade ein dickes Knie", sagt Berger im Gehen auf dem Weg zum Klosterplatz. Er klingt ehrlich frustriert. Triathlon ist die Leidenschaft des erfahrenen Kommunalpolitikers. Wenn es seine Zeit erlaubt, trainiert er mehrmals wöchentlich und fährt mit dem Rad zum Dienst.
Er schwärmt: "Sport ist der perfekte Ausgleich zu meiner Arbeit. Ausdauertraining macht den Kopf herrlich frei."
Schnellen Schrittes erreicht Berger den frisch gepflasterten Platz an der Mulde. Er strahlt: "Dieser Platzt bildet den Abschluss der Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz der Stadt. Insgesamt wurden über 60 Millionen Euro verbaut, um Grimma vor den Fluten zu schützen."
Die Spitzenkandidaten im Überblick
Freie Wähler kennen keine "Brandmauern"
Die Hochwasser 2002 und 2013 drückten Bergers Amtszeiten einen Stempel auf. Dass die Anlagen wirksam Schaden abhalten, zeigte sich zuletzt Heiligabend 2023.
"Die Flut hat mich gelehrt, dass jede Katastrophe auch eine Chance ist", erklärt Berger und schlägt einen Bogen zu seiner politischen Agenda. "Wir brauchen einen gesellschaftlichen Neustart. 80 Prozent der Sachsen wünschen sich eine konservativ-bürgerliche Regierung."
Die Freien Wähler unter seiner Führung nennt Berger "ehrlich, modern, konservativ". Die Partei, die in den Gemeinden und Kommunen eine Macht ist, will endlich den Einzug in den Landtag schaffen.
Matthias Berger sagt, er kenne keine Brandmauern. Seine Partei spricht vorbehaltlos mit jedem Polit-Akteur.
"Eine gute Idee ist eine gute Idee, egal von wem sie kommt. Schluss damit, dass nur das gemacht werden darf, was auch im Vorhinein geregelt ist."
Matthias Berger: "Politik sollte von unten nach oben gemacht werden"
Das Grimmaer Stadtoberhaupt besitzt nach mehr als zwei Jahrzehnten im Amt einen reichen politischen Erfahrungsschatz und feste Überzeugungen. Dazu gehört seine Ablehnung von Fördermitteln als politische Steuerungsmittel. Er beklagt, dass in den letzten Jahren ein Fördermittel-Wildwuchs entstanden ist.
"Sachsen braucht eine nachhaltige Förderstrategie mit klaren Zuständigkeiten und überschaubaren Förderprogrammen. Kommunen sollten erhöhte pauschale Zuwendungen erhalten.
"Die Freien Wähler wollen das Ministerium für Energie, Klima, Umweltschutz und Landwirtschaft abschaffen und stattdessen ein Ministerium für Forst und Landwirtschaft etablieren. Das Ministerium für Regionalentwicklung halten sie für "überflüssig".
Für Berger steht fest: "Politik sollte von unten nach oben gemacht werden und stets frei von Ideologie sein."
Info: Er war Grimmas Flut-Bürgermeister
Matthias Berger erblickte 1968 in Grimma das Licht der Welt. Er ist Volljurist (seine anwaltliche Tätig ruht) und Forstwirt. 2001 wurde er hauptamtlicher Bürgermeister von Grimma. Sieben Jahre später dann Oberbürgermeister. Alle nachfolgenden Wahlen für das Amt entschied er seither mit großer Mehrheit für sich.
Überregionale Bekanntheit erlangte der Politiker mit seinem Kampf gegen die Auswirkungen der "Jahrhundertflut". Berger ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Titelfoto: Ralf Seegers