Landtag funkt dazwischen und kippt UKW-Aus
Dresden - Totgesagte leben länger! Das trifft nun auch für "Kofferheule" & Co. zu. Anders als geplant werden die UKW-Radios auch übers Jahr 2025 hinaus dudeln können. Denn Sachsens Landtag hat das Aus der inzwischen 75 Jahre alten Übertragungstechnik kassiert.
Eigentlich sollte schon 2010 Schluss sein mit der Ultrakurzwelle, sollte der Radioempfang nur noch digital erfolgen.
Doch auch 14 Jahre nach der Zielvorgabe von Politik und Digitalisierern hat sich das rauschfreie DAB+ im Freistaat noch immer nicht durchgesetzt. Zwar hören statistischen Erhebungen zufolge inzwischen mehr als 34 Prozent der Sachsen ihre Radioprogramme digital.
Doch die UKW-Geräte bilden noch immer die große Mehrheit in Haushalten, Gärten, Garagen und Werkstätten.
Diese Woche nun passte der Landtag das Privatrundfunkgesetz, das auch die Übertragungswege der Öffentlich-Rechtlichen regelt, der Realität an und kassierte das bereits mehrfach verschobene UKW-Aus gänzlich.
Koalition im sächsischen Landtag war sich bei UKW-Frage einig
"Damit schaffen wir Planungssicherheit für Radiosender - sie werden nicht mehr durch Konkurrenz aus anderen Bundesländern oder dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk benachteiligt. Radiowellen machen schließlich nicht an den Grenzen der Bundesländer halt", erklärte CDU-Medienpolitiker Andreas Nowak (48).
Zudem sei der Erhalt von UKW ein Beitrag zum Bevölkerungs- und Katastrophenschutz. "Denn so können im Alarmfall weite Teile der Bevölkerung schnell und unkompliziert gewarnt werden."
In der UKW-Frage war sich die sonst zerstrittene Sachsen-Koalition sogar mal einig.
Man habe verhindern wollen, dass die Radiosender nach 2025 erheblich an Reichweite und Einnahmequellen verlieren, erklärte die medienpolitische Sprecherin der Grünen, Claudia Maicher (45): "Da die Nutzung und die Werbeerlöse über UKW erst langsam zurückgehen und die Abdeckung über DAB+ zunächst weiter wachsen muss, wird für einige Jahre noch eine doppelte Verbreitung notwendig sein."
Das Aus von UKW werde dann der Markt regeln.
Titelfoto: Patrick Pleul/dpa