Landesrabbiner wünscht sich "Arzneimittel" gegen Antisemitismus
Leipzig - Der sächsische Landesrabbiner Zsolt Balla (45) betrachtet Antisemitismus als Problem für die ganze Gesellschaft.
"Beim Anschlag auf die Synagoge 2019 in Halle sind zwei Menschen gestorben, die nichts mit der jüdischen Gemeinde zu tun hatten und nur zufällig in der Nähe waren. Antisemitismus ist ein Gift nicht nur für Juden, alle haben darunter zu leiden", sagte der 45-Jährige, der als Militärrabbiner auch für die jüdische Seelsorge in den Reihen der Bundeswehr zuständig ist.
Balla zufolge lässt sich Antisemitismus nicht auf muslimische Zuwanderer reduzieren. Er existiere auch in der deutschen Gesellschaft "rechts und links".
"Antisemiten können nicht differenzieren. Sie verstehen nicht, dass jüdische Gemeinden keine Repräsentanten Israels sind. Die israelitische Religionsgemeinde ist keine israelische Gemeinde."
Manchmal frage er sich, was er dagegen tun könne, wenn Politiker und Wissenschaftler in den vergangenen 80 Jahren kein 'Arzneimittel' gegen Antisemitismus gefunden hätten.
Seine Kompetenzen würden nur so weit gehen, die Ohren offenzuhalten und den Menschen Ratschläge zu geben, damit sie ein Leben in Normalität führen könnten. "Als Rabbiner habe ich vielfältige Aufgaben. Ein großer Teil der Arbeit betrifft die Seelsorge. Ich muss mich mit den Sorgen der Menschen befassen und kenne ihre Probleme."
Titelfoto: Patricia Bartos/dpa