Kunststoff statt Holz: Sachsens Schmalspurbahnen haben ein Schwellen-Problem

Dresden - Haltbarkeitsdatum überschritten: Auf vielen Strecken sächsischer Schmalspurbahnen müssen Tausende von Schwellen ausgetauscht werden. Wenn nicht, drohen die Züge zu entgleisen.

Bauarbeiten in der Nähe des Lößnitztalbahnhalts Berbisdorf.
Bauarbeiten in der Nähe des Lößnitztalbahnhalts Berbisdorf.  © Norbert Neumann

Statt wie auf Eiern gegangen, wird auf den Schmalspurbahnen bald auf alten Joghurtbechern gefahren. Denn die neuen Kunststoffschwellen sind aus Recyclingmaterial.

Knackpunkt ist die Holzimprägnierung. "Die alten Tränkungsverfahren dürfen heute aus Naturschutzgründen nicht mehr angewandt werden", sagt Mirko Froß (57), Bahnbetriebsleiter der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft (SDG).

Laut Bundesumweltamt wurden Gleisschwellen aber auch Telegrafenmasten früher mit Holzschutzmitteln wie Karbolineum und Kreosot haltbar gemacht. Sie enthalten eine "Vielzahl aromatischer Kohlenwasserstoffe, von denen einige nachweislich krebserregend sind".

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Die zugelassenen Mittel seien aber weniger wirksam, sagt Froß. "Damit halten die Schwellen vielleicht zehn Jahre." Um wirtschaftlich zu sein, müsste ihre Lebensdauer mindestens 25 Jahre betragen.

Halten diese Schwellen die Schienen nicht mehr, drohen die Züge zu entgleisen.
Halten diese Schwellen die Schienen nicht mehr, drohen die Züge zu entgleisen.  © Norbert Neumann

Verkehrsverbund Oberelbe stellt rund 400.000 Euro zusätzlich zur Verfügung

Mirko Froß (57), Bahnbetriebsleiter der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft (SDG).
Mirko Froß (57), Bahnbetriebsleiter der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft (SDG).  © Eric Münch

Beton kommt aus Gründen des Denkmalschutzes nicht infrage. Die Alternative heißt recycelter Kunststoff. Damit sind die Schwellen preiswerter als Holz und "nach drei Jahren sieht den Unterschied keiner mehr", so Froß.

Begonnen wurde damit versuchsweise schon vor über zehn Jahren. Jetzt drängt die Zeit. Halten die Schwellen die Schienen nicht mehr, drohen die Züge zu entgleisen.

Ein Kilometer Gleis hat 650 Schwellen. 400 Schwellen schaffen die Arbeiter pro Tag. Das bedeutet viel Arbeit, aber auch hohe Kosten.

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Für die Weißeritztalbahn und die Lößnitzgrundbahn stellt der Verkehrsverbund Oberelbe VVO in diesem Jahr deshalb rund 400.000 Euro zusätzlich zur Verfügung. Unter rollendem Verkehr ist der Austausch nicht möglich. Aber wofür gibt's Betriebspausen?

Auf den Strecken sächsischer Schmalspurbahnen müssen Tausende von Schwellen ausgetauscht werden.
Auf den Strecken sächsischer Schmalspurbahnen müssen Tausende von Schwellen ausgetauscht werden.  © Norbert Neumann

Vorerst wird bis Ende März ausgetauscht, weiter geht's dann im November. Danach kann der (Eisenbahn-)Verkehr wieder ungehindert rollen!

Titelfoto: Norbert Neumann

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