Schüler sollen am Computer selber lernen: Kritik an Minister-"Lösung" für Lehrermangel

Dresden - An den 752 Grundschulen in Sachsen beginnt am heutigen Montag für rund 42.000 Erstklässler der Ernst des Lebens. Ein Schulstart nach Maß wird es laut Landesschülerrat (LSR) und Linken auch dieses Jahr nicht. Gründe sind die angekündigten Selbstlernmodule. Und der fortgesetzte Lehrermangel natürlich.

Kultusminister Christian Piwarz (48, CDU) fehlen Lehrer. Immerhin 1120 neue konnte er einstellen.
Kultusminister Christian Piwarz (48, CDU) fehlen Lehrer. Immerhin 1120 neue konnte er einstellen.  © Ove Landgraf

Besonders beunruhigend seien die Einstellungen im ländlichen Raum, sagte LSR-Vorsitzende Lilly Härtig (19). "Wenn bestimmte Regionen in Sachsen dauerhaft weniger Lehrkräfte haben, gibt es dort auch dauerhaft schlechtere Bildung." Notfalls müsse über Versetzungen aufs Land nachgedacht werden, so Härtig.

In der vergangenen Woche hatte Kultusminister Christian Piwarz (48, CDU) die Neueinstellung von 1120 Lehrern (959 mit vollständigem Lehrerstudium) bekannt gegeben.

Den 219 Neueinstellungen in den ländlichen Schulbezirken Bautzen und Zwickau stehen 901 neue Lehrer in den überwiegend städtisch geprägten Bezirken Dresden, Leipzig und Chemnitz gegenüber.

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Sachsen Drahtseilbahn Augustusburg steht still

Laut Bildungsgewerkschaft GEW fehlen rund 3000 Lehrkräfte.

Lilly Härtig (19) vom Landesschülerrat (LSR) lobt die Selbstlernmodule, warnt aber davor, Schüler allein zu lassen.
Lilly Härtig (19) vom Landesschülerrat (LSR) lobt die Selbstlernmodule, warnt aber davor, Schüler allein zu lassen.  © privat

Selbstlernmodule: Linke und Schülerrat kritisch

Sachsens Schüler können und sollen ab diesem Schuljahr verstärkt digital im Selbststudium lernen. Viel zu oft werden sie es müssen, weil Unterricht ausfällt.
Sachsens Schüler können und sollen ab diesem Schuljahr verstärkt digital im Selbststudium lernen. Viel zu oft werden sie es müssen, weil Unterricht ausfällt.  © dpa/Friso Gentsch

Die angekündigten digitalen Selbstlernmodule, das heißt Lerninhalte, Aufgaben und Tests am PC, stießen auf gemischte Resonanz. Lob kam vom LSR, der aber gleichzeitig davor warnte, Schüler allein zu lassen.

Für die Linke fehlen dazu auch die Voraussetzungen.

"Immer noch haben nicht alle Schulen einen WLAN-Zugang", sagte die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Luise Neuhaus-Wartenberg (43), und forderte mehr Investitionen für Sachsens Schulen.

Titelfoto: Montage: Ove Landgraf, dpa/Friso Gentsch

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