"Sachsen stabile Regierung geben": Kretschmer lenkt in Richtung BSW ein
Dresden - Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) blickt mit Zuversicht auf die weiteren Gespräche mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und der SPD für eine gemeinsame Regierungskoalition.
"Wir haben nach diesem Wahlergebnis eine große Herausforderung. Ich möchte gern, dass wir die jetzt annehmen und nicht nur über Befürchtungen reden", sagte er im Interview mit der Chemnitzer "Freien Presse".
Die Alternative wäre eine Minderheitsregierung. "Der Unterschied ist: Bei einer Minderheitsregierung ist man jeden Tag in Verhandlungen. Bei jedem Thema, bei jedem Gesetz, bei jedem Haushalt, bei jedem kleinen Antrag beginnt die Diskussion aufs Neue. Das bindet unglaublich viel Kraft. Deswegen ist eine Koalition immer der bessere Weg."
Zugleich stimmte Kretschmer, der im Wahlkampf Sahra Wagenknecht heftig attackiert hatte, versöhnliche Töne an. "Unterschiedliche Wahrnehmungen voneinander können sich nur ändern, wenn man miteinander ins Gespräch kommt. Deswegen habe ich das Gespräch gesucht", sagte er.
Unterdessen traf sich die sächsische CDU-Spitze auch mit der BSW-Führungsriege im Freistaat. "Ich habe Menschen getroffen, die aus meiner Sicht sehr seriös und sehr positiv eingestellt sind", sagte der 49-Jährige.
Michael Kretschmer will Sachsen eine stabile Regierung geben
Könnte ein Bündnis mit dem BSW auch ein bundesweites Modell werden? Kretschmer scheint überzeugt.
"Ostdeutschland ist ein Seismograph, so wie das in einer Gesellschaft auch junge Menschen sind. Vieles von dem, was wir hier erleben, wird mit einer Verzögerung für ganz Deutschland gelten", sagte er.
Bundespolitische Ambitionen für den Fall eines Wahlsieges von Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz im kommenden Jahr verneinte Kretschmer. "Ich war 15 Jahre in Berlin. Dieses Kapitel ist für mich auserzählt. Ich möchte Sachsen eine stabile Regierung geben." In Berlin müssten das andere Menschen machen.
Die CDU hatte bei der Landtagswahl am 1. September mit 31,9 Prozent knapp vor der AfD (30,6 Prozent) gelegen. Das BSW kam aus dem Stand auf 11,8 Prozent.
Titelfoto: Frank Hammerschmidt/dpa