Konzerte für Babys oder Demenzkranke: Sachsens Orchester werden erfinderisch
Von Jörg Schurig
Leipzig/Dresden/Chemnitz - Klassische Musik ist kein Selbstläufer mehr. Die großen sächsischen Orchester werben deshalb mit neuen Formaten um neues Publikum - und sie sind dabei äußerst experimentierfreudig.

Ob nun Konzerte für Babys oder Demenzkranke, die "After-Konzert-Party" an der Bar oder Auftritte an ungewöhnlichen Orten - vor allem junges Publikum soll die Scheu vor dem Klassikkonzert mit seinen Ritualen verlieren und die Musiker hautnah erleben können.
"Diese Flamme für die Musik in jungen Menschen zu entfachen, ist eine Hauptaufgabe. Dafür setzen wir alles ein, was wir zur Verfügung haben", erklärte etwa die Intendantin der Dresdner Philharmonie, Frauke Roth.
Ihr Orchester wirbt zum Beispiel mit Konzerten, die nicht länger als eine Stunde gehen und Klassik-Hits servieren. Die Musiker sitzen in Freizeitlook auf der Bühne, das Publikum kann auf dem Handy Details zu den Stücken lesen.
Die Chemnitzer Robert-Schumann-Philharmonie bereitet Konzerte für Demenzkranke und Angehörige vor und möchte bei genreübergreifenden Programmen Klassik mit anderen Stilrichtungen kombinieren. Ein ähnliches Programm legt auch das Gewandhausorchester Leipzig mit der neuen Reihe "ConFusion" auf.
Musikliebhaber wollen sich nicht mehr langfristig festlegen

Die Staatskapelle Dresden lädt ab Juni in die "Concert Lounge", um nach dem Konzert mit Künstlern ins Gespräch zu kommen.
Nach der Corona-Pandemie haben die Orchester Veränderungen im Verbraucherverhalten festgestellt: Der Ticket-Verkauf verläuft nun sehr viel spontaner. Die Musikliebhaber wollen sich nicht mehr langfristig festlegen und stellen sich lieber an der Abendkasse an.
Vor allem das neue Publikum wolle passgerechter und direkter angesprochen werden, sagte die Sprecherin der Dresdner Philharmonie, Claudia Woldt.
Titelfoto: Oliver Killig/Sächsische Staatskapelle/dpa