Erzieherinnen als Wahlhelfer: Hickhack um geplante Kita-Schließungen in Sachsen
Borna - Wenn sich an Wahltagen nicht genug Wahlhelfer finden, kann das eine Kommune vor enorme Probleme stellen. So geschehen in der Stadt Borna (Kreis Leipzig), wo deshalb auch alle städtischen Erzieherinnen aushelfen sollten. Folge: Am Tag nach der Wahl hätten sämtliche Kitas und Horte schließen müssen. Inzwischen ruderte die Stadtverwaltung zurück.
Es war schon außergewöhnlich, als Borna vor gut anderthalb Wochen verkündete, dass am 10. Juni sämtliche Kitas und Horte geschlossen bleiben. Begründung: Weil sich zu wenige Wahlhelfer fanden, müssen alle städtischen Bediensteten, mithin auch Erzieher und Erzieherinnen, zum Kommunal- und Europawahlsonntag (9. Juni) in den 17 Wahllokalen aushelfen.
Und weil die Auszählung angesichts üppiger Wahllisten bis in die Nachtstunden andauern werde, könnten die Bediensteten aufgrund der gesetzlichen Ruhezeiten nicht schon wieder am nächsten Morgen arbeiten.
"Uns war klar, dass das eine unbefriedigende Lösung ist, doch es hatten sich nur 32 Bürger als Wahlhelfer gemeldet - wir brauchten aber 185", berichtet Sören Rossa, der als Abteilungsleiter für Verwaltung auch Wahl-Verantwortlicher der Stadt ist.
Neben den rund 80 Beschäftigten sämtlicher Ämter habe man deshalb auch auf das Kita- und Hort-Personal zurückgreifen müssen.
Bornas Wahl-Verantwortlicher Sören Rossa: "Wir haben umgeplant"
Durch die Elternschaft ging ein Aufschrei. Und so setzten sich Rossa und Kollegen noch einmal zusammen. Vergangenen Freitag dann der Rückzieher: "Wir haben umgeplant - alle Kitas und Horte bleiben offen", sagte Rossa zu TAG24.
Die Zahl der Wahlhelfer sei in jedem Wahllokal auf ein Mindestmaß gesenkt worden - aktuell rechne man mit 136 Personen. "Dadurch kann es zu Warteschlangen kommen", so Rossa. Auch 25 Erzieher und Erzieherinnen müssten noch mitmachen. Doch die sollen nur bis 18 Uhr im Einsatz sein, damit sie am nächsten Morgen ihren regulären Dienst wieder antreten können.
Die Ergebnisermittlung werde sich so auch verzögern, prognostiziert Rossa. In der Zukunft wolle Borna weit aktiver um Wahlhelfer werben, verspricht er.
Immerhin meldeten sich in den vergangenen Tagen noch ein paar Freiwillige, sodass es jetzt 43 sind.
Titelfoto: Bildmontage: picture alliance/dpa ; Kristin Schmidt