Köppings 20-Punkte-Gesundheitsplan: Scharfe Kritik von Sachsens Ärztepräsidenten
Dresden - Der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Erik Bodendieck (56), übt scharfe Kritik an der Umsetzung des 20-Punkte-Programms "Medizinische Versorgung 2030" der sächsischen Staatsregierung. Die positive Zwischenbilanz, die Sozialministerin Petra Köpping (64, SPD) im Kabinett zog, will er so nicht akzeptieren.
"Festzustellen ist, dass das Arbeiten in eigener Praxis immer unattraktiver wird. Infrastrukturmaßnahmen nur schwer greifen. Die Digitalisierung nur schwer vorankommt. Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung kaum bis gar nicht gefördert wird", so Bodendieck.
Er berichtet, dass die bürokratische Belastung ein unerträgliches Maß für die Mediziner erreicht hat. Viele Ärzte begeben sich deshalb in die "innere Emigration", so der Kammerpräsident.
Diese Mediziner sind damit ein immer schlechteres Vorbild für junge Kollegen.
Erik Bodendieck übt zudem harsche Kritik am Bund. Bei den Diskussionen um die Krankenhausreform gerät die zwingend erforderliche Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung absolut in den Hintergrund.
Der ambulante Sektor, der vor allem im ländlichen Raum eine tragende Rolle spielt, erhält keine Wertschätzung.
Sozialministerin Köpping lenkt ein: Sie plant ein Update
Die Liste von Bodendiecks Forderungen (mehr Bonuszahlungen, Bürokratieabbau, Einbindung in Prozesse, Weiterentwicklung der Medizin-Studienangebote in Sachsen) ist lang und auch adressiert an Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (44, CDU).
Zudem mahnt der Mediziner die schnellstmögliche Weiterentwicklung und aktuelle Anpassung des 20-Punkte-Planes an.
Tatsächlich kündigte die Sozialministerin bereits ein Update des Programms an. Die Vorschläge der Kammer sollen dabei "unvoreingenommen" mit geprüft werden, so Köpping. In der Sache gab es bereits gestern ein Telefonat zwischen ihr und Bodendieck.
Der Handlungsdruck ist groß: Nach den Hausärzten sind nun auch bei den Zahnärzten und Apothekern "Versorgungslücken" absehbar. In den kommenden Jahren gehen in diesen Bereichen viele Fachkräfte in Rente.
Bereits heute ist es schwer, Nachwuchs für die Übernahme von Zahnarzt-Praxen oder Apotheken zu begeistern.
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