Kita-Kosten: Sachsens Eltern droht der Gebühren-Hammer
Malschwitz (4700 Einwohner, bei Bautzen) gehört zu den ersten Gemeinden, die bereits drastisch die Elternbeiträge anheben. Mit Jahresbeginn kostet dort eine 9-Stunden-Krippen-Betreuung 310,55 Euro statt bislang 263,89 Euro. Oder noch 2021 mit 228,28 Euro. Ein unfassbarer Anstieg von 36 Prozent in gerade mal drei Jahren!
"Mir tut das weh. Aber wir sind finanziell dazu gezwungen", sagt Bürgermeister Matthias Seidel (50, CDU). In seiner Gemeinde gibt es fünf Einrichtungen, die insgesamt rund 350 Kinder betreuen. Malschwitz plant 2024 mit einem 8,9-Millionen-Euro-Haushalt. Davon entfallen 2,7 Mio. Euro auf die Kinderbetreuung. 700.000 Euro decken Elternbeiträge.
Die restlichen zwei Millionen muss die Gemeinde stemmen. Sie erhält dafür Mittel vom Land - in Summe decken die etwa 40 Prozent.
Seidel: "Wenn wir die Beiträge nicht erhöhen, kommt der Haushalt ins Schwimmen, und uns fehlen perspektivisch Mittel. Zum Beispiel für die anstehende Schulsanierung." Die Elternschaft nimmt die angekündigte Erhöhung bislang klaglos hin.
Finanzielle Belastung der Eltern steigt stetig
Eine Mutter aus Halbendorf zu TAG24: "Was soll ich tun? Ich brauche die Betreuung. Ich hoffe, das Geld kommt Kindern und Erziehern zugute."
Monique Siegel leitet den Fachbereich Kindertagesstätten bei der AWO Erzgebirge. Sie berichtet: "Die Anhebung der Kita-Gebühren ist aktuell in nahezu allen Kommunen ein Thema."
Bis zu 50 Euro mehr pro Monat für einen Krippenplatz (9 Stunden) sind im Gespräch. Träger wie die AWO stecken in der Zwickmühle: Einerseits benötigen sie aufgrund von Kostensteigerungen ein größeres Haushaltsbudget.
Anderseits steigt die finanzielle Belastung der Eltern stetig. Was, wenn die Eltern aus Kostengründen anfangen, an der Betreuung ihrer Kinder zu sparen, und die Angebote der Krippen, Kitas oder Horte weniger genutzt werden?
Siegel: "Diese möglichen Entwicklungen bereiten uns unter dem Blickwinkel einer rückläufigen Auslastung Bauchschmerzen."
So kommen die höheren Beiträge zustande
Laut Städte- und Gemeindetag (SSG) stiegen die Kosten für die Kindertagesbetreuung in Sachsen gegenüber 2021 zuletzt um ca. 5,8 Prozent. Die Gesamtkosten für den laufenden Betrieb betrugen 2022 jährlich ca. 2,2 Milliarden Euro - Investitionen in Gebäude nicht eingerechnet.
"Diese Kosten des Vorjahres sind nach dem Sächsischen Kitagesetz maßgeblich für die Festsetzung der Elternbeiträge", ordnet Geschäftsführer Mischa Woitscheck (57) ein.
Etwa 80 Prozent der Betriebskosten sind Personalkosten. Diese erhöhen sich aktuell wegen Tarifsteigerungen. Zusätzliche Kräfte werden benötigt. Seit Sommer gilt ein besserer Personalschlüssel, die Wochenarbeitszeit verkürzte sich.
Der Rest sind Sachkosten (Energie, Gebäudebewirtschaftung). Da wird auch mehr Geld gebraucht, um Hausmeister- und Reinigungsdienste zu bezahlen. Woitscheck: "Viele Kommunen werden in diesem Jahr gezwungen sein, die Elternbeiträge entsprechend anzupassen."
Sachsen hob 2023 seine Zuwendungen für die Kommunen an. Für das Jahr 2024 ist im Kitagesetz keine weitere Anhebung des Landeszuschusses geregelt, teilt eine Sprecherin von Kultusminister Christian Piwarz (48, CDU) auf Nachfrage mit.
Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel