Hättet Ihr ihn gekannt? Das ist Sachsens Botschafter in Berlin
Berlin - Er ist einer der wichtigsten Sachsen in Berlin, doch kennen werden ihn nur die wenigsten: Seit 2019 ist Conrad Clemens (41, CDU) Sächsischer Botschafter, setzt sich in der Bundeshauptstadt für die Interessen des Freistaates ein. TAG24 erklärt er im Interview, was genau seine Aufgaben sind.
TAG24: Herr Clemens, was würde Sachsen ohne seine Landesvertretung in Berlin fehlen?
Conrad Clemens: Gerade in diesen Zeiten ist es sehr wichtig, die Verbindung zwischen den Bundesländern und der Hauptstadt zu stärken. Wir merken immer mehr, dass Berlin-Mitte sich politisch vom Rest des Landes entfernt.
Deswegen ist es sehr wichtig, diese Brücke zu schlagen. Sei es in der Energie-, in der Migrationspolitik oder beim Thema Landwirtschaft. In der Hauptstadt erklären wir, was in Sachsen gerade los ist und in Sachsen erklären wir, was in Berlin gerade los ist.
TAG24: Was sind Ihre Aufgaben als Sächsischer Botschafter in Berlin?
Clemens: Es gibt drei wesentliche Aufgaben: Die Gesetzgebungsprozesse des Bundesrates zu koordinieren, ein Schaufenster Sachsens in Berlin zu sein und sächsische Interessen in der Hauptstadt durchzusetzen. Dabei versuche ich immer, ein bisschen "Beute" mit nach Sachsen zubringen.
TAG24: Wie viele Hände schütteln Sie da pro Tag?
Clemens: Das sind schon einige und es sind viele Termine - aber: Es macht sehr viel Spaß!
Ist eine Sächsische Botschaft denn wirklich sinnvoll, Herr Botschafter?
TAG24: Was sagen Sie Menschen, die die Landesvertretung für eine reine Geldverbrennungsmaschine halten?
Clemens: Manchmal denke ich mir, dass wir unser Licht in Sachsen etwas zu sehr unter den Scheffel stellen. Und was das Geld anbetrifft, das kommt mehrfach zurück.
Alleine im neuen Bundeshaushalt sind viele Milliarden Euro für Sachsen, die wir mit erreicht haben: 4 Milliarden Euro für die Mikroelektronik, 70 Millionen Euro für die Bauforschung in Bautzen und 7 Millionen Euro für die Kulturhauptstadt Chemnitz.
TAG24: Wie läuft es zwischen Bund und Ländern aktuell?
Clemens: Es ist schwierig. Selbst die SPD geführten Länder sagen, dass das Verhältnis zwischen Bund und Ländern noch nie so schlecht war. Sie fühlen sich nicht ernst genommen und eingebunden.
Das ist nicht gut, gerade mit Blick auf die drängenden Themen in unserem Land. Die Menschen erwarten Lösungen und keine Selbstbeschäftigung einer Regierung. Konkretes Beispiel: Gut, dass nach langem Drängen aus Sachsen endlich Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien eingerichtet sind.
Clemens: Natürlich ärgert mich der schlechte Ruf Sachsens!
TAG24: Nervt Sie es auch, dass so häufig negativ über Sachsen gesprochen wird, dass man sich gefühlt immer für seine Herkunft rechtfertigen muss?
Clemens: Natürlich ärgert das mich sehr. Zumal ein großer Teil der Kritiker noch nicht einmal in Sachsen war. Die Menschen hier haben viel erreicht und haben sich Veränderungen immer gestellt.
Durch klare Verhältnisse und eine Politik des gesunden Menschenverstandes ist der Freistaat ein wirtschaftliches starkes, lebens- und liebenswertes Bundesland geworden. Wir brauchen uns nicht zu verstecken.
TAG24: Was können Sie persönlich aus Berlin tun, um den Ruf Sachsens zu verbessern?
Clemens: Das ist eben auch die Aufgabe eines "Botschafters". Für das Land und die Menschen seiner Heimat zu werben. Sachsen wird auch in Berlin oft nur in Zusammenhang mit Rechtsextremismus gesehen.
Natürlich gibt es diese Strukturen und wir sollten sie auch ansprechen. Aber eine Reduzierung darauf wird den Menschen im Freistaat nicht gerecht. Sachsen ist spitze in Deutschland bei Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft, Handwerk und Kultur. Darauf können wir sehr stolz sein. Das zeigen wir in unserer Landesvertretung.
Geht es für Clemens bald nach Sachsen zurück?
TAG24: Sie kandidieren in der Oberlausitz für einen Sitz im sächsischen Landtag. Sind Sie des Berliner Politik-Betriebes überdrüssig?
Clemens: Die Entscheidung ist in mir gereift, weil ich mir schon länger überlegt habe, was ich so in diesem Wahljahr mache. Bin ich in der Landesvertretung und eröffne eine Ausstellung, oder helfe in Sachsen mit, dass die sächsische Union gewinnt?
Da bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mitmachen und kandidieren möchte. Und dann hat es sich gefügt, dass in dem Wahlkreis mit meinem größten emotionalen Bezug tatsächlich jemand gesucht wurde.
TAG24: Ihr Vater ist Pfarrer der Herrnhuter Kirchgemeinde. Ihre Eltern haben damals geschluckt, als sie mit 18 Jahren in die CDU eingetreten sind. Blicken sie heute etwas milder auf ihre Parteimitgliedschaft?
Clemens: Meine Eltern sind stolz, lesen jeden Artikel über mich und unterstützen mich sehr. Sie freuen sich auch sehr, dass ich wieder öfter in Herrnhut bin. Ihre Reaktion damals muss man aus ihrer Geschichte heraus verstehen. Das war natürlich schwer für sie. Weil sie Christen und nicht in der Partei waren, durften sie kein Abitur machen. Im Übrigen ist das für mich auch immer noch eine Erklärung, warum dieser Begriff Partei in Ostdeutschland nicht so sonderlich beliebt ist.
TAG24: Die Zahl der Kirchgänger und Parteigänger sinkt. Unbeeindruckt dessen stehen Sie öffentlich zum Glauben und der CDU als Ihrer Partei. Was treibt Sie an?
Clemens: Wir können diese Entwicklung beeinflussen. Man muss sich dieser schlechten Stimmung und der Vereinzelung der Gesellschaft nicht hingeben, sondern kann stattdessen positiv auf etwas hinwirken. Ich sehe das als eine Aufgabe von Politik, ein positives Bild und ein Ziel zu vermitteln.
Titelfoto: Christian Kielmann