Justizministerin will, dass auch Bauern Gesetze verstehen
Dresden - Lange Schachtelsätze, abstrakte Formulierungen, überfrachtet mit Fachbegriffen - die deutsche Gesetzessprache ist für normale Menschen oft nur schwer verständlich.

Sachsens neue Justizministerin Constanze Geiert (48, CDU) möchte das ändern. Ihr Credo: "Der Gesetzgeber soll denken wie ein Philosoph, aber reden wie ein Bauer."
Alter Kalauer: Warum sind die Zehn Gebote Gottes so klar und verständlich? Weil sie ohne Mitwirkung von Juristen zustande kamen!
Schon als Rechtsanwältin war Constanze Geiert aufgefallen, wie kompliziert und verklausuliert doch die juristische Sprache ist. Als Fachministerin ist sie nun wild entschlossen, das zu ändern.
"Das ist eine Daueraufgabe und gilt für Urteile, Schriftsätze von Anwälten oder Gesetze gleichermaßen", sagt Geiert.
Und bekennt zugleich: "Ich habe das Problem für mich selbst noch nicht vollständig gelöst." Zum einen müsse man sich eindeutig ausdrücken, zum anderen eine gesetzliche Regelung für eine Vielzahl von Fällen schaffen.
Geierts Motto: "Gesetzgeber soll denken wie ein Philosoph, aber reden wie ein Bauer"

Doch wer Gesetze befolgen soll, muss sie zumindest auch lesen können. "Da muss man sprachlich wirklich genau arbeiten und Definitionen für Begriffe verwenden, die vielen Menschen im Alltag nicht geläufig, aber zumindest allen Seiten in einer juristischen Auseinandersetzung klar sind", erklärt Geiert.
Und meint: "Zukünftig sollten wir uns auf klarere Rechtstexte mit weniger Detailverliebtheit zurückbesinnen."
Die neue Ministerin, die bereits das Gendern in ihrem Ressort abschaffte, hat den Anspruch auf eine verständliche Sprache jeden Tag in ihrem Büro vor Augen.
In Form eines kleinen Schildes mit einem Ausspruch des Rechtsgelehrten Rudolf von Jhering (1818-1892): "Der Gesetzgeber soll denken wie ein Philosoph, aber reden wie ein Bauer."
Titelfoto: Bildmontage: NDR/Nicolas Maack, Eric Münch