Jede Kufe kommt von Herzen: Familie Klingner baut seit 1899 Schlitten
Neustadt (Sachsen) - Die Stellmacherei gehört zu den aussterbenden Berufen. Sobald der erste Schnee liegt, wollen aber alle Schlitten fahren. Für Familie Klingner aus Neustadt in Sachsen ist dieser Beruf eine Herzensangelegenheit; und mit der fünften Generation scheint auch die Zukunft gesichert.
Seit 1899 werden im Familienbetrieb der Klingners im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge Schlitten in Handarbeit gefertigt.
Gegründet wurde das Unternehmen von Adolf Klingner, der sich auf "Sägebügel, Skier und Hörnerrodel aus Eschenholz" spezialisierte, heißt es zur "Tradition" des Geschäfts auf der Internetseite.
1950 übernahm Helmut die Firma seines Vaters und baute sie weiter aus. Gerd, Adolfs Enkel, begann 1965 eine Ausbildung zum Karosseriebauer und erweiterte so das "Leistungsspektrum des Familiengeschäfts wesentlich und nachhaltig", teilte Gerds Sohn, Klingner Junior, TAG24 mit.
Existenzsorgen hatte das Familienunternehmen nur kurz nach Wende.
Denn zu Zeiten der DDR waren Betriebe noch in die staatlich verordnete Konsumgüterproduktion eingespannt - und damit war auch das Geschäft geschützt. Mit der Wende kam die erste und einzige Krise des klingnerschen Unternehmens.
Das perfekte Weihnachtsgeschenk: ein handgearbeiteter Schlitten von Familie Klingner
Jeder gute Schlitten braucht seine Zeit - und kostet leider mehr denn je
Klingner Senior beginnt bereits im Frühjahr mit dem Bau aus Eschenholz: "Die Kufen müssen gebogen werden und dann über den Sommer austrocknen."
Anschließend werden die Stahlkanten montiert, der Schlitten mit Ölen und Lacken wetterfest gemacht.
Das günstigste Produkt gibt es für rund 50 Euro, der "Nostalgische Schlitten wie zu Omas Zeiten" kostet 200 Euro.
Schlittenbauer in Sachsen bekommen die gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe erheblich zu spüren. Dies müsse leider an die Kunden weitergegeben werden:
"Die Preise für Holz, Metall, Lacke und Öle sind um mindestens ein Drittel gestiegen", sagte Gerd Klingner (72) am Dienstag der deutschen Presseagentur.
Dennoch ändern sich die Sichtweise der Menschen nach und nach, sodass der Plastikboom der Nachwende-Jahre wieder einem nachhaltigeren Denken weicht. Hand-Made ist geil.
Derzeit produziert Familie Klingner jedes Jahr etwa 150 Schlitten.
Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa