Zittau - Eine sächsische Stadt versinkt in seinen Außenständen: Mehr als 5,5 Millionen Euro schulden Einwohner, Urlauber oder Firmen der Stadt im Dreiländereck.
Die Zittauer Verwaltung will nun durchgreifen - und lässt säumigen Bürgern im Zweifel die Luft aus dem Reifen. Der ADAC spricht von einem gefährlichen Eingriff in den Verkehr.
Klein, aber oho: Sogenannte "Ventilwächter" sind Zittaus neueste Waffen im Kampf gegen Schuldner. Wer mehrfach weder auf Mahnungen noch auf Vollstreckungsankündigungen reagiert, bekommt seit heute die gelben Wegfahrsperren verpasst.
Rathaus-Mitarbeiter schrauben diese aufs Ventil des Autoreifens und kleben mehrere grelle Warnhinweise in die Fenster. Wird das Auto samt Reifen dennoch bewegt, lässt der pfeifenähnliche Zwerg die Luft ab. "Nach ein paar Hundert Metern ist Schluss", so Stadtsprecher Kai Grebasch (49).
Damit reagiert die Stadt auf die ausufernden Außenstände: Fast 17.000 offene Posten stapeln sich im Rathaus, 6000 Forderungen allein aus 2024. Dem Zittauer Fiskus sind so bislang "weit über fünfeinhalb Millionen Euro" durch die Lappen gegangen, so Grebasch weiter. "Das soll die Schuldner empfindlich treffen."
Der ADAC Sachsen kritisiert diesen empfindlichen Eingriff in den Straßenverkehr. "Was passiert denn, wenn ein Reifen Luft verliert? Man kann in Kurven nicht mehr lenken. Das geht gar nicht", so Sprecher Florian Wagner (40) zu TAG24. "Es geht immer darum, alles zu vermeiden, was Gefahr erzeugen könnte."
Mehrere sächsische Städte greifen auf die Ventilwächter zurück
Allerdings ist Zittau nicht die erste Stadt in Sachsen, die zu den Ventilwächtern greift. Zwickau etwa verwendet diese seit mehr als 15 Jahren. "Die Erfolgsquote liegt bei fast 85 Prozent", so eine Sprecherin. In Dresden wurde die Parkkralle schon 2005 damit abgelöst. Und in diesen 20 Jahren sei kein Unfall passiert, der auf die Ventilwächter zurückzuführen sei, schrieb die Stadt auf TAG24-Nachfrage.
Wer in Zukunft also Aufkleber und Aufsatz an seinem Auto findet, sollte seine Schulden bezahlen und nicht losfahren. Der Außendienst des Rathauses stehe auch telefonisch zur Verfügung und komme schnellstmöglich, um den Wächter zu entfernen.