In den Städten mehr als auf dem Land: Jeder zwölfte Sachse ist überschuldet
Sachsen - Sie können Rechnungen und Raten nicht bezahlen, Schulden nicht tilgen: Jeder zwölfte Sachse ist aktuell überschuldet. Das belegt der Schuldneratlas 2023 von der Wirtschaftsauskunft "Creditreform", der alljährlich herausgegeben wird. Demnach steckt allein in der Landeshauptstadt jeder 13. Einwohner ab 18 Jahren in der Schuldenfalle – 35.900 Dresdner! Doch wie kommt man aus der Schuldenspirale wieder heraus und wo leben in Sachsen die meisten Schuldner?
Die schlechte Nachricht zuerst: Insgesamt 280.000 Sachsen sind überschuldet. Das entspricht einer Quote von 8,2 Prozent. Damit liegt der Freistaat leicht über dem Bundesdurchschnitt mit einer Rate von 8,15 Prozent.
Die gute Nachricht dabei: Die Sachsen-Quote hat sich im Vergleich zum Schuldneratlas 2022 um 0,29 Prozent verringert. Nicht viel, aber ausreichend genug, damit der Freistaat im deutschen Ländervergleich von Platz sechs auf den achten Rang rutschte.
"Trotz hoher Inflation hat sich die Zahl der überschuldeten Sachsen um 11.000 Personen verringert", sagt Thomas Schulz (53), Prokurist von Creditreform Dresden. Er führt die leicht rückläufige Verschuldung unter anderem auf die Anpassung des Bürgergeldes sowie die deutliche Erhöhung des Mindestlohns um 22 Prozent im Jahr 2022 zurück:
"In Sachsen haben davon 314.000 Beschäftigte profitiert - jedes fünfte Arbeitsverhältnis."
Wer gilt eigentlich als überschuldet?
Laut Definition jeder, bei dem die monatlichen Gesamtausgaben die Einnahmen übersteigen. So können Überschuldete die Summe ihrer fälligen Zahlungsverpflichtungen auch in absehbarer Zeit (zum Beispiel durch Ratenzahlung) nicht begleichen.
Ihnen stehen zur Deckung des Lebensunterhalts zudem weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung.
Die Gründe für Überschuldung reichen von plötzlicher Scheidung, Krankheit und Arbeitslosigkeit bis hin zu Niedriglohn, Suchtabhängigkeit, Unfall oder anhaltender Inflation.
Während in Dresden jeder 13. Einwohner ab 18 Jahren als überschuldet gilt, ist es in Leipzig jede zehnte Person, in Chemnitz schon jede neunte.
Verbraucher stehen vor großen Herausforderungen
Die niedrigste Überschuldung verzeichnet der Erzgebirgskreis mit 6,5 Prozent, dicht gefolgt von Bautzen (6,7 Prozent) und dem Landkreis Sächsische Schweiz - Osterzgebirge (7,0 Prozent). Schlusslicht ist wie 2022 auch die Stadt Chemnitz mit 10,6 Prozent.
Die positivste Entwicklung im 10-Jahresvergleich verzeichnet Leipzig mit einem Rückgang um 2,8 Prozent, die schlechteste die Stadt Chemnitz mit einem 10-Jahresanstieg um 0,4 Prozent. Und es könnte weiter abwärts gehen.
"Lebenshaltungskosten und Energiepreise stellen viele Verbraucher vor große Herausforderungen", warnt Prokurist Schulz.
"Aktuell ist die Konsumnachfrage gestiegen, die Spareinlagen wurden in vielen Haushalten deutlich reduziert. Durch diese Entwicklung ist mit einem Anstieg der Überschuldung zu rechnen."
So verschuldet sind die Dresdner
In Dresden wird das Ranking mit der niedrigsten Überschuldungsquote von Weixdorf mit 3,0 Prozent (jeder 34. Einwohner) angeführt, knapp gefolgt von Loschwitz/Pillnitz mit 3,1 Prozent und Langebrück mit 3,6 Prozent (jeder 27. Einwohner).
Mit 20,1 Prozent ist Gorbitz weiterhin negativer Spitzenreiter (jeder 5. überschuldet). Davor liegen Prohlis mit 18,0 Prozent (jeder sechst) und Pieschen mit 16,0 Prozent (jeder sechste).
Die deutlichste Verbesserung im Vorjahresvergleich zeigen Dresden-Neustadt (2022: 9,5 Prozent, 2023: 8,9 Prozent) sowie Pieschen (0,6 Prozent Verbesserung). Im 10-Jahresvergleich verbesserte sich der Stadtteil Friedrichstadt (- 3,4 Prozent) am stärksten. Am markantesten verschlechtert haben sich Gorbitz (+ 3,7 Prozent) und Prohlis (+ 1,6 Prozent).
Insgesamt liegt die Landeshauptstadt mit 7,8 Prozent unter dem bundesdeutschen Wert von 8,15 Prozent und ist - wie bereits im Vorjahr - im Mittelfeld der Kreise und kreisfreien Städte Sachsens zu finden.
Titelfoto: Bildmontage: Fotos/Archiv