Zahlen seit 2017 fast verdoppelt! Immer mehr Sachsen sind pflegebedürftig

Dresden - Die Lage in Sachsens Pflege ist dramatisch: Immer mehr Menschen brauchen Unterstützung - und das für immer längere Zeiträume. Der aktuelle Pflegereport der Barmer zeigt alarmierende Zahlen: Mehr als 360.000 Menschen im Freistaat sind derzeit pflegebedürftig, jedes Jahr kommen über 60.000 neue Fälle hinzu.

In diesem Jahr wurde der Blick im Barmer-Pflegereport speziell auf Inanspruchnahme und Pflegedauer gelegt.
In diesem Jahr wurde der Blick im Barmer-Pflegereport speziell auf Inanspruchnahme und Pflegedauer gelegt.  © picture alliance/dpa

"Es ist nicht mehr fünf vor zwölf, sondern längst fünf nach zwölf", warnt Monika Welfens (61), Landesgeschäftsführerin der Barmer.

Besonders besorgniserregend: Die Pflegedauer hat sich drastisch erhöht. Während die Pflegedauer für 2022 Verstorbene durchschnittlich 3,9 Jahre betrug, geht man bei Hochrechnungen in Sachsen von 6,7 Jahren aus.

Das bringt Familien, Pflegeeinrichtungen und die Pflegekassen an die Belastungsgrenze. "Pflege ist total unterfinanziert. Es gibt kein Erkenntnis-, sondern ein Handlungsproblem!"

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Die steigende Belastung zeigt sich auch in den Kosten. Die Eigenanteile für vollstationäre Pflege in Sachsen liegen mittlerweile bei knapp 3000 Euro im Monat.

"Pflege droht zum Armutsrisiko zu werden", warnt Ralph Beckert (48), Landesgeschäftsführer des VdK Sachsen. Ein weiteres Problem: Die Angehörigen sind weiterhin der größte Pflegedienst.

Ralph Beckert (48), Landesgeschäftsführer des VdK Sachsen, sieht auch den Freistaat in der Verantwortung.
Ralph Beckert (48), Landesgeschäftsführer des VdK Sachsen, sieht auch den Freistaat in der Verantwortung.  © Ralph Kunz

Monika Welfens: "Wir brauchen vor allem eine Pflegeplanung für Sachsen"

Monika Welfens (61), Landesgeschäftsführerin der Barmer, sieht in der Pflege richtig großen Handlungsbedarf.
Monika Welfens (61), Landesgeschäftsführerin der Barmer, sieht in der Pflege richtig großen Handlungsbedarf.  © Holm Helis

Die Zahl der Menschen, die Pflegegeld beziehen, ist seit 2017 (bis 2023) um 92 Prozent gestiegen - viele kümmern sich selbst um ihre pflegebedürftigen Verwandten. Doch gerade im ländlichen Raum reicht das Geld oft nicht aus, weiß Beckert: "Wir brauchen eine bedarfsgerechte Pflege - nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem Land!"

Die Lösung? Barmer und VdK fordern eine stärkere Finanzierung durch Steuermittel, Investitionen in Pflegeeinrichtungen und bessere Beratung.

Dabei solle man besonders eine steuerfinanzierte Pflegezeit für Angehörige, nach dem Modell der Elternzeit, prüfen. "Wir brauchen vor allem eine Pflegeplanung für Sachsen - und zwar jetzt", sagt Monika Welfens.

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Die Politik stehe in der Pflicht, endlich zu handeln, bevor das System endgültig kollabiert.

Titelfoto: picture alliance/dpa

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