Immer mehr Kinder adipös: Leipziger Institut stützt Sachsens Kampf gegen die Kilos

Leipzig - Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) haben in den letzten Jahren insbesondere bei Kindern in Sachsen stark zugenommen. Risiken und Wurzeln erforscht das Helmholtz-Institut für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung (HI-MAG) in Leipzig.

15 Kilo mehr, das macht richtig was aus. Sebastian Gemkow im Gespräch mit Antje Körner (50), Spezialistin für kindliche Adipositas.
15 Kilo mehr, das macht richtig was aus. Sebastian Gemkow im Gespräch mit Antje Körner (50), Spezialistin für kindliche Adipositas.  © Ralf Seegers

Ein Besuch mit Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (45, CDU). "Bier formte diesen Bauch" oder "Ich bin froh, dass ich kein Dicker bin". Sprüche wie diesen oder den Westernhagen-Song kennt man. Aber wie fühlt es sich an, mit Übergewicht durchs Leben zu gehen?

Im HI-MAG hilft ein Adipositas-Anzug bei der Antwort. Sebastian Gemkow hat keine Berührungsängste ("Wenn's der Aufklärung dient"), steigt hinein und hat von einem Moment auf den anderen 15 Kilo mehr.

"Ich weiß nicht, ob ich jetzt noch einen Klimmzug schaffen würde", gesteht er, macht aber locker 30 Liegestütze.

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Spaß beiseite. "Der Leidensdruck bei Betroffenen ist hoch", sagt Gemkow. Laut AOK-Daten leiden in Sachsen rund 440.000 Menschen unter Adipositas. Danach liegt der Freistaat mit einem Anteil von 10,9 Prozent bundesweit im Mittelfeld.

Bei Kindern ist der Anteil seit 2011 nach Angaben der Krankenkasse Barmer um 49 Prozent gestiegen (2021: 20.500 Kinder).

HI-MAG-Direktor Matthias Blüher (53): "Wir schauen uns die Risikofaktoren für Adipositas an." Ziel: möglichst schnelle Überführung der Ergebnisse in die Behandlung.
HI-MAG-Direktor Matthias Blüher (53): "Wir schauen uns die Risikofaktoren für Adipositas an." Ziel: möglichst schnelle Überführung der Ergebnisse in die Behandlung.  © Ralf Seegers

Helmholtz-Institut verknüpft Untersuchungsmethoden

Ein komplett anderes Körpergefühl - Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (45, CDU) im Adipositas-Anzug. Im Leipziger HI-MAG wird der Anzug auch dazu genutzt, um Betroffenen vor Augen zu führen, wie viel sie bereits abgenommen haben.
Ein komplett anderes Körpergefühl - Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (45, CDU) im Adipositas-Anzug. Im Leipziger HI-MAG wird der Anzug auch dazu genutzt, um Betroffenen vor Augen zu führen, wie viel sie bereits abgenommen haben.  © Ralf Seegers

"Wir sehen uns die Risikofaktoren mit dem Ziel an, die Ergebnisse so schnell wie möglich in Behandlung zu überführen", sagt Direktor Matthias Blüher (53). Modernste Verfahren helfen dabei.

Mikrozirkulations-Messungen mit Hand- und Hals-Scannern geben Auskunft über verschiedene Parameter wie die Dicke der Gefäße. Die größte Biodatenbank Deutschlands erlaubt durch Gewebsproben vor und nach der Therapie Aussagen über die Wirksamkeit.

Neurobiologische Untersuchungen erforschen, wie das Sättigungsgefühl entsteht. "Nicht die einzelne Untersuchungsmethode ist entscheidend, sondern dass hier alles komplett verknüpft ist", so Antje Körner (50), Spezialistin für kindliche Adipositas.

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Nebenbei ist Sachsen durch Forschungen wie diese zu einer der dynamischsten Biotechnologie-Regionen Europas avanciert. Gemkow (längst wieder raus aus dem Adipositas-Anzug): "Ihre Arbeit hat internationale Strahlkraft."

Titelfoto: Ralf Seegers

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