"Ich wechsle jetzt in die große Gruppe": Hortnerin wird jetzt Chefin im Rathaus
Heidenau - Auf den letzten Metern hat sie die Wahl gedreht: Conny Oertel (49, parteilos) wird neue Bürgermeisterin in Heidenau. Die Kandidatin der Bürgerinitiative unterlag im ersten Wahlgang - und stach im zweiten ihre CDU-Kontrahentin Marion Franz (51) aus.

Oertel ist neu in der Kommunalpolitik. Doch mit Knatsch kennt sich die Hortnerin aus: "Ich wechsle jetzt in die große Gruppe", sagt Oertel am Tag nach dem Sieg augenzwinkernd. "Es war wie im Krimi, ich habe es noch gar nicht ganz verinnerlicht."
Mit 51,41 Prozent gewann sie die Stichwahl um das siebenjährige Bürgermeisteramt überraschend.
Beim ersten Wahlgang vor drei Wochen hatte noch Marion Franz mit 44,54 Prozent und damit fast 20 Prozentpunkten vor Oertel gelegen. Doch die erforderliche absolute Mehrheit blieb aus. Somit wurde ein zweiter Wahlgang nötig - und Oertel holte 162 Stimmen mehr als Franz.
Die Wahlbeteiligung lag übrigens bei 50,29 bzw. 43,08 Prozent.
Oertel: "Gab noch niemanden hier, der so einen Wahlkampf gemacht hat"

"Es gab noch niemanden hier, der so einen Wahlkampf gemacht hat wie ich", gibt sich die Siegerin stolz. Wochenlang sei sie durch Sportvereine, Altenheime und Fußgängerzonen gestreift, habe bei Blümchen und Kaffee in Erfahrung gebracht, was die Leute wollen.
Und die Leute wollten vor allem "die CDU abwählen. Die Immergleichen machen nun mal das Immergleiche".
Seit 1990 war Heidenau stets CDU-regiert. Oertel ist erst die zweite Frau im Amt.
Amtsinhaber Jürgen Opitz (69, CDU) will in Rente gehen und übergibt nun an eine Parteilose ohne Erfahrung in der Kommunalpolitik. Deshalb wolle sich Oertel zunächst 90 Tage lang einarbeiten. "Ich muss mich mit den Zahlen und Fakten beschäftigen." Dann will sie für Transparenz und Bürgernähe stehen, das familienfreundliche Heidenau ausbauen.

Wer Wahlhelfer für die Bürgerinitiative war, konnte schon am Wahlsonntag spüren, wie familienfreundlich die zweifache Mutter ist: Oertel lud Team und Helfer zur Party zu sich nach Hause ein. Nur Presse war keine erwünscht ...
Titelfoto: Bildmontage: Daniel Förster/Petra Günther