Hunderte Absagen! Studentenwohnheime in Sachsen gefragt wie nie
Dresden - Rund zwei Wochen vor Beginn des Wintersemesters werden in den Universitätsstädten die Wohnheimplätze des Studentenwerkes knapp.
"Ab dem 11. September mussten wir bisher mehr als 900 Bewerbern absagen", sagte Sandy Hofmann vom Studentenwerk Dresden bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.
"Eine vergleichbar hohe Zahl gab es letztmalig vor zehn Jahren mit etwa 1000 Absagen." Etwa jede zweite Ablehnung entfalle dabei auf Erstsemester.
Das Studentenwerk Dresden würde die Heime gern schneller sanieren und den Studenten mehr sozialverträglichen, modernen und nachhaltigen Wohnraum bereitstellen, sagte Hofmann. Doch ohne gezielte Unterstützung durch Bund und Land als Ausgleich für die Kostensteigerungen würden sich Baubeginn und Bauzeiten verzögern.
"Unsere Studentenwohnheime sind ausgelastet wie nie zuvor", sagte Michael Mohr vom Studentenwerk Leipzig. Aktuell stünden mehr als 1000 Bewerber auf einer Warteliste. Das Studentenwerk verfüge über etwa 5200 Heimplätze, Apartments und Einzelzimmer sowie Wohngemeinschaften in 15 Wohnanlagen.
Viele Bewerber bekommen eine Absage
"Sie stehen den rund 40.000 Studierenden von sieben Leipziger Hochschulen zur Verfügung." Die Versorgungsquote liege bei 13 Prozent. In den Heimen wohnten vor allem Studienanfänger und internationale Studierende. Die Durchschnittsmiete liege bei 287 Euro pro Platz und Monat.
Die Spanne bewege sich von 190 Euro bis 360 Euro für WG-Zimmer, 310 bis 380 Euro für Apartments. Das Studentenwerk habe die Mietpreise 2022 und 2023 wegen der gestiegenen Energiepreise sowie der drastisch steigenden Bau- und Instandhaltungspreise anheben müssen.
"In früheren Jahren hatten wir zum Start des Wintersemesters 50 bis 100 Personen auf einer Warteliste, die sich dann relativ schnell aufgelöst hat", sagte Mohr. "Zum Wintersemesterbeginn 2022/23 waren es dann bereits mehr als einhundert Studierende, denen wir keinen Wohnheimplatz anbieten konnten."
Jetzt seien schon alle verfügbaren Wohnheimplätze vergeben, vielen Bewerbern könne leider kein Zimmerangebot unterbreitet werden. Weil bezahlbarer Wohnraum für Studierende immer knapper werde, gebe es durchaus Bedarf für mehr Studentenwohnheimplätze.
Für Modernisierungsvorhaben würden Fördermittel aus dem aktuellen Bauförderprogramm "Junges Wohnen" des Bundes beantragt. Mit diesem Sonderprogramm stelle der Bund dem Freistaat Fördermittel im Umfang von 25 Millionen Euro von 2023 bis 2027 zur Verfügung.
"An den Hochschulorten Chemnitz und Zwickau bieten wir rund 20 Prozent der eingeschriebenen Studenten einen Wohnheimplatz an", sagte Vicky Loske von Studentenwerk Chemnitz-Zwickau. Das Angebot reiche von Einzelapartments bis zu einem Platz in einer Wohngemeinschaft. Die Nachfrage sei hoch, dennoch lohne eine Nachfrage, sagte Loske.
Aktuell müssten keine Bau- und Sanierungspläne zurückgestellt oder abgesagt werden, so Loske. Derzeit laufe der letzte Bauabschnitt beim Umbau und der Erweiterung der "cafete55" in der Mensa Reichenhainer Straße 55 in Chemnitz.
Diese Maßnahme werde mit finanziellen Mitteln des Freistaates gefördert. "Wegen der hohen Kostensteigerungen bei Energie, Instandhaltung und dem Dienstleistungsbereich waren wir allerdings gezwungen, die Pauschalmieten für unsere Wohnheimplätze im April um 33 Euro anzuheben. Damit kosten unsere Zimmer inklusive aller Nebenkosten nun zwischen 212 und 375 Euro, je nach Wohnform und Ausstattung."
TU Freiberg rechnet mit mehr Studierenden
Wie viele Studenten im Herbstsemester ein Studium aufnehmen, ist noch nicht bekannt. Die Einschreibungen laufen noch. An der TU Bergakademie Freiberg etwa hatten sich bis zum 8. September 555 Studierende eingeschrieben.
"Das sind rund 200 mehr als im Vorjahr zum gleichen Zeitpunkt", sagte die Sprecherin der Bergakademie, Philomena Konstantinidis. Einbegriffen seien auch Studierende eines E-Learning-Programms für ukrainische Hochschulen.
Da mehr Bewerbungen um die Studienplätze eingegangen seien als im Vorjahr, erwarte die TU Bergakademie Freiberg einen leichten Anstieg der Gesamtzahl der Studienanfänger im Wintersemester. Die Universität rechnet mit etwa 850 neuen Studierenden.
Durch die besondere Unterstützung für Studierende in der Ukraine seien die Erstsemester aus diesem Land die anteilsmäßig größte internationale Gruppe. Weitere internationale Masterstudiengänge in den Bereichen Maschinenbau, Geoingenieurwesen und Wirtschaft fänden ebenfalls großes Interesse.
Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa