Hetzten Nonnen gegen die Chefin? Unwürdige Umstände erschüttern 800 Jahre altes Kloster

Ostritz - Wird die Gottesfurcht im Kloster St. Marienthal von Intrigen überschattet? In einer Erklärung teilt Mutter Elisabeth (68) heftig aus. Möglich, dass eine oder mehrere Nonnen anonym gegen sie hetzten. Die Klosterchefin jedenfalls schmeißt hin.

Mutter Elisabeth Vaterodt (68) hält ihr Kloster nicht mehr aus.
Mutter Elisabeth Vaterodt (68) hält ihr Kloster nicht mehr aus.  © picture alliance/Nils Holgerson

Die "vielen anonymen Briefe" hätten "trotz der offensichtlichen Verleumdungen fruchtbaren Boden gefunden", erklärt Noch-Äbtissin Elisabeth Vaterodt (68) in der aktuellen Klosterbroschüre.

An ihrem Geburtstag im Februar wird sie ihr Amt niederlegen - nach knapp 40 Nonnenjahren im ältesten Zisterzienserinnenkloster Deutschlands (1234 gegründet). Davon fast neun Jahre als Äbtissin.

In dieser Zeit erregte sie Aufsehen: Etwa 2022 mit der Idee, Schriften aus der historischen Bibliothek von St. Marienthal zu verkaufen, mit den Erlösen die Klosterkasse zu füttern.

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"Immer wieder habe ich um Verzeihung für meine Fehler gebeten", so die Ordensfrau. In ihrer Erklärung setzt die Äbtissin "Rücktritt" in Anführungszeichen, erwähnt eine "bittere Entwicklung, die ich hier im Detail nicht erläutern kann und möchte".

In dieser Broschüre verkündete die Klosterchefin, neue Wege zu gehen. "Es gibt keinen sicheren Weg, keinen Halt mehr."
In dieser Broschüre verkündete die Klosterchefin, neue Wege zu gehen. "Es gibt keinen sicheren Weg, keinen Halt mehr."  © privat

Zoff unter Lausitzer Ordensschwestern

Von außen ein Idyll: Kloster Marienthal in Ostritz nahe der Neiße.
Von außen ein Idyll: Kloster Marienthal in Ostritz nahe der Neiße.  © imago/Sylvio Dittrich

Wurde Druck ausgeübt? Das verneint Präses Bruno Robeck (55) vom Klosterverband "Kongregation der heiligen Gertrud der Großen" gegenüber TAG24: "In ihrem Rücktrittsgesuch hat Mutter Elisabeth Vaterodt gesundheitliche Gründe angeführt."

Er kenne nur einen anonymen Brief, sei Beschuldigungen darin nicht nachgegangen.

Das bedeutet zugleich: Zumindest eine Person - wahrscheinlich eine Nonne - lag mit Klosterchefin Elisabeth offenbar über Kreuz.

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Es wäre nicht das erste Mal, dass Lausitzer Ordensschwestern streiten statt beten. Erst im Juli verkündeten die "Klarissen von der Ewigen Anbetung" wegen unlösbarer Konflikte ihre Auflösung.

Die Leitung von St. Marienthal soll vorerst administrativ weitergeführt werden, Schwester Elisabeth ein Jahr Kloster-Auszeit nehmen. Unklar, ob sie danach in den Konvent zurückkehrt.

"Ein hoher kirchlicher Würdenträger sagte mir in meiner jetzigen Situation: Die Kirche kann sehr grausam sein!", schreibt die scheidende Äbtissin.

Titelfoto: Bildmontage: picture alliance/Nils Holgerson, IMAGO/Sylvio Dittrich

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